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Fairplay bei den „Sechzgern“: Die Reise der Ungewissheiten

21. September 2015

Die Zweitliga-Begegnung des 7. Spieltages der Saison 2015/16 führte die „Roten Teufel“ nach München in die „Allianz-Arena“. Leider nicht zum FC Bayern, sondern zu den ebenfalls zweitklassigen „Sechzgern“. Nach dem zähen Saisonstart mit 8 Punkten aus 6 Spielen erschien es völlig ungewiss, wann – und ob überhaupt - es für den Lauterer Traditionsverein wieder mal gegen den deutschen Rekordmeister geht. Aber den Tag jenes 19. Septembers bestimmten noch viel mehr derartige Ungewissheiten:

Ungewiss schien, ob sich die Regenfront, welche während des Anmarsches zum Landstuhler Bahnhof einen heftigen Schauer über der Sickingenstadt ergoss, tagsüber weiter ostwärts bis hin nach Bayern vorarbeiten würde. Denn die Prognosen versprachen dort zuerst noch heiteres Wetter bei Temperaturen knapp über 20 Grad. Was sich letztendlich bewahrheitete. Und somit den Fairplay-Fußballanhängern einen freundlichen Tag in der bayerischen Landeshauptstadt bescherte. Mit Blick bis hin zu den Alpen bei leichtem Föhneinfluss.

Ungewissheit über das Ergattern von Sitzplätzen im Zug führte bei keinem der Fairplay-Reisenden zu Bauchschmerzen. Dank der Reservierungen konnten alle vier entspannt der Fahrt entgegen sehen. Obwohl erstmal wieder einige Personen von den gebuchten Polstersesseln rund um einen Tisch höflich aufgefordert werden mussten, die Plätze frei zu geben. Aber das gehört bei Fairplay-Zugreisen zur absoluten Normalität.   

Ungewissheit herrschte nur bei unserer „Miss President“, ob Michael nach seinem Zustieg in Kaiserslautern diese Plätze im „EC 217“ finden würde. Für den Fanclub-Geschäftsführer kein Problem. Womit die fünfköpfige Besatzung im Wagen 268 komplett war.

Ungewiss blieb die Verpflegungssituation während der Reise nur kurz. Denn schon vor dem Verlassen der kurvenreichen Strecke durch das Neustadter Tal wurden frische Brötchen, Lyoner, Senf und ein gut gekühltes, schäumendes Kaltgetränk aufgetischt.

Ungewissheit über die außerordentlich hohe Frequentierung des Zuges gab es eigentlich ebenso wenig. Denn am Eröffnungstag des Münchner Oktoberfestes konnte man absehen, dass viele diese Reiseart wählten. Obwohl zwei Reihen hinter uns sich ein paar lebenslustige Zeitgenossen auf dem letzten Drittel der angenehmen Fahrt mit Partymusik in entsprechende Stimmung brachten, blieb der Geräuschpegel in erträglichem Maß. Wohl nicht für eine ältere Lady, die sich fortwährend entsetzt die Ohren zu hielt. Wenngleich sie noch zwei Reihen weiter entfernt saß als wir!

Ungewissheit herrschte natürlich über den Treffpunkt aller. Doch eine SMS von Stefanie brachte Aufklärung: Um 12.00 Uhr vor dem Stadion! Das mit der Uhrzeit klappte zwar nicht ganz so gut, bis alle sich zusammenfanden, dafür fiel die Wiedersehensfreude unter den einzelnen Fairplay-Gruppierungen umso herzlicher aus!

Ungewissheit über die Treue der Löwen-Anhänger gab’s in FCK-Kreisen zu keinem Zeitpunkt. Die „Sechzger“ Fans beeindruckten mit einer wunderschönen Choreo anlässlich des Wiesn-Auftaktes. Und als ob sie der liebe Gott unterstützen wollte, setzte durch das Arena-Dach einfallender Sonnenschein die Aktion ins rechte Licht. Aber auch der Gästeblock war gut gefüllt - mehr als 2.300 Fans des 1.  FCK unter den 23.500 Zuschauern schauten sich das Spiel an.

Ungewissheit herrschte natürlich über die Mannschaftsaufstellung der "Roten Teufel". Trainer Kosta Runjaic entschied sich schließlich nur zu zwei Wechseln in der Anfangsformation gegenüber des mit 0:2 verlorenen letzten Heimspiels gegen den SC Freiburg. Neuzugang Róbert Pich feierte sein Startelfdebüt, zudem rückte Patrick Ziegler neben Tim Heubach in die Innenverteidigung. Markus Karl und Stipe Vucur mussten dafür weichen.

Ungewissheit zehrte während der Halbzeitpause an den Nerven aller 13 im Stadion anwesenden Fairplay-Mitgliedern, ob die „Roten Teufel“ den frühen Rückstand aus der 16. Minute wettmachen könnten. Mit einem eklatanten Fehlpass am eigenen Sechzehner legte FCK-Sommer-Schlussverkaufs-Neuzugang Marcus Piossek (8) perfekt auf. Löwen-Spieler  Milos Degenek nutze die unverhoffte Chance gedankenschnell mit einem herzhaften Schuss ins kurze Eck. In der zweiten Halbzeit zeigten sich die Spieler des 1. FCK leicht verbessert. Ruben Jenssen blieb es vorbehalten, den Ausgleich zu erzielen. Der Norweger nahm sich aus 20 Metern ein Herz und vollstreckte in der 60. Minute flach ins rechte Eck. Trotz einiger hochkarätiger Chancen blieb es dann beim alles in allem leistungsgerechten Unentschieden.

Ungewissheit ließ viele auf den Stadionbesuch blicken. Wie würden die beiden Kinder Lena-Sophie (4 ½ Jahre) und Yannick (3 ½ Jahre) die neunzig Minuten erleben? Lena-Sophie brachte ja schon die Erfahrung von drei Begegnungen mit, für Yannick war es eine absolute Premiere. Und beide hatten rundherum Spaß und Freude an der Veranstaltung. Lena kam zum Fazit, dass beide gewonnen hätten: „Die haben ein Tor geschossen, und die anderen auch!“

Ungewissheit über den Aufenthaltsort von Bettinas Hund „Marley“ während des Spiels konnte sie umgehend aufklären: „Der bleibt solange im Auto“! Der arme Kerl: Die „Teufel“ bei den „Löwen“ und der Hund musste im Auto bleiben!

Ungewiss sah man einer geeigneten Lokalität für ein gemeinsames Abendessen nach dem Spiel entgegen. Doch die „zugeroaste“ Fast-Münchnerin Stefanie wusste Abhilfe: „Wegen dem Wiesn-Beginn ist auch in der Stadt der Teufel los. Drum lass uns doch einfach zum „Brunnwart“ gehen. Dort ist es ruhig und nicht soviel los!“ Gesagt – getan! Und im Biergarten draußen gab’s verlockende Angebote: Jeweils eine deftige bayerische Spezialität (u.a. Krustenbraten mit Knödel oder Kässpatzen) und dazu eine gut eingeschenkte Maß! Alles für ganze 13,99 Euro! Zum Vergleich: Auf der Wiesn kostete in diesem Jahr die Maß um die 10,50 Euro! Ohne Essen!

Ungewiss schien im Verlauf der Rückreise, ob in Mannheim der Anschlusszug nach Kaiserslautern erreicht würde. Ständige Stopps und Langsamfahrten auf offener Strecke sowie vereinzelte Durchsagen ließen arge Zweifel bei einigen Reiseteilnehmern aufkommen. Hätte der Regionalexpress nicht gewartet, so wäre beim Nutzen der später abfahrenden S-Bahn in Kaiserslautern nur die Möglichkeit geblieben, mit einem Bus des Schienenersatzverkehrs Landstuhl mehr als eineinhalb Stunden später als vorgesehen zu erreichen. Darum: Aufatmen, als kurz vor Mannheim die Stimme aus dem Lautsprecher verkündete: „Der Anschlusszug in Mannheim wartet!“

Ungewiss, wie sich die Lage im Zug ab Neustadt an der Weinstraße entwickeln würde. Dort stiegen massenhaft, meist junge Leute ein, von denen offensichtlich viele dem Alkohol in reichlichem Maße zugesprochen hatten. Zweifellos kamen die meisten direkt vom Dürkheimer Wurstmarkt. Doch eventuelle Befürchtungen blieben grundlos – alles lief gesittet und anständig ab. Trotz der Enge, trotz des hohen Lärmpegels. Aber die geräuschempfindliche „Tante“ vom Vormittag erlebte diesen Teil unserer Bahnfahrt (…bedauerlicherweise!) ja nicht mit! Aber das hatten wir ja schon!