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Wandeln auf Fritz Walters Spuren

23. September 2015

Die „Blume“, ein Hotel und Gasthof in Baiersbronn-Obertal, ist nicht irgendeiner von unzähligen gastronomischen Betrieben im Schwarzwald, sondern viel, viel mehr. Insbesondere für Fußball-Anhänger, für FCK-Fans, für Freunde der „Walter Elf“, für Bewunderer der „54er-Weltmeister-Mannschaft“. Denn hierhin hatte Bundestrainer Sepp Herberger seine Schützlinge im April 1954 geladen, um Kraft zu tanken und den Zusammenhalt zu festigen. 5 Tage lang wurde hier ein wesentliches Fundament zum „Wunder von Bern“ gelegt.

So lag es nahe, dass wir – zwei Mitglieder des „1. FCK Fanclubs Fairplay“ - ebenfalls diesem Kultort unbedingt einen Besuch abstatten wollten. Insbesondere der Tatsache geschuldet, da wir nach dem wiederholten Einsatz des Mannschaftsbusses der 54er-Weltmeister über diese Schiene bereits Kontakt zu den Inhabern der „Blume“ hatten.

Seit mehr als 130 Jahren (in der 5. Generation) vermittelt der Familienbetrieb Schwarzwälder Gastlichkeit in diesem heilklimatischen Kurort. Liebevoll eingerichtet laden die Gaststuben und auch der Biergarten zum Verweilen ein. Die Familie Huß und ihre Mitarbeiter servieren Vorzügliches aus Küche und Keller. Küchenchef Theo Huß legt größten Wert auf frische schwäbische, wie auch deutsche Gerichte. Während unseres Aufenthaltes adelte ihn ein Gast: „Dem Koch gehören 5 Sterne, mindestens!“ Stimmt!

Beim Gang die Treppe hoch zum Zimmer gab’s Gänsehaut. Allein der Gedanke, dass hier schon Fritz Walter und Sepp Herberger mit all ihren Kameraden damals auf und ab gegangen sind, brachte unsere Gefühle in Wallung. Während wir in Zimmer "2" wohnten, übernachtete Fritz Walter damals in Zimmer "4". Man kann nicht alles haben…!

Dennoch bleibt der Aufenthalt für uns in der „Blume“ unvergessen. Allein die Erzählungen der Seniorchefin Erika Huß faszinierten. Es bereitete ihr sichtlich Freude, einmal mehr über die „alten Zeiten“ zu plaudern. Sie scheute keine Mühen, all ihre Alben und Gästebücher hervorzuholen. Um uns in den kostbaren Raritäten und einzigartigen Schätzen stöbern zu lassen. Das ehemalige Mitglied der „Walter-Elf“, Gerhard Ahrends, schrieb uns dazu diese Email: „Fritz hat dort 2x Spuren hinterlassen. Einmal 1954 mit den Weltmeistern und dann 1956 mit dem FCK, wo ich damals auch dabei war. Die Familie Huß war damals schon große Klasse und wir hatten 1956 herrliche Tage in der "Blume". Es waren die Vorbereitungen auf das 56er-Endspiel, das wir leider wegen der Tordifferenz von einem Tor nicht erreichten.“

Auch nach seiner aktiven Zeit besuchte Fritz Walter immer wieder mal die „Blume“. Erika Huß wusste die eine oder andere liebenswerte Anekdote zu erzählen. Zum Beispiel, wie es gelang, im Festzelt anlässlich der 125-Jahr-Feier der „Blume“ entgegen dem Getränkeangebot von ausschließlich Bier und Wein dem Lauterer Idol dennoch seinen geliebten Sekt zu kredenzen. Oder wie er sich in der „Blume“ entschied, ein lukratives Auslandsangebot auszuschlagen und auf dem Betzenberg zu bleiben: „Ich geh jetzt schlafen und sag euch morgen früh Bescheid!“. Frau Huß zeigte uns natürlich auch den Stammplatz von Fritz und seiner Frau Italia. „Wenn ich dann etwas Zeit hatte, sagte er immer: „Komm, setz dich her“. Und dann saß ich vorne auf der Bankecke!“ Schöne Erlebnisse und Erinnerungen wurden an diesem Abend für die Seniorchefin wieder lebendig.

Genauso wie diese Schilderungen begeisterte uns natürlich die „FCK-Ecke“ im Gastraum. Die Nische um den Stammtisch herum ist mit einigen Bildern Fritz Walters und der 54er-Weltmeisterelf bestückt. Eine beeindruckende, in die Wand eingebaute Vitrine ragt dabei als leuchtender Blickfang heraus. Erika Huß richtete sie zusammen mit Weltmeister Horst Eckel ein, der ebenfalls immer wieder mal in der „Blume“ zu Gast ist. So wie viele andere Prominente, die sich ebenso gerne hier verwöhnen lassen.

Denn wer dieses Kleinod kennen gelernt hat, kehrt sicherlich immer wieder gerne hier ein. Mit diesem Vorsatz im Gepäck reisten wir ebenfalls in die Pfalz zurück.