Zum ersten Mal stellte sich Andreas Reinke am Donnerstag, den 23. Februar 2006, nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus der Öffentlichkeit. Der 37-Jährige sprach ganz offen über Ängste, Sorgen und Zukunftspläne als Folge seiner schweren Verletzung im Spiel gegen den VfB Stuttgart. Wie Bremens Pressechef Tino Polster in einem Exclusiv-Gespräch gegenüber unserm Fanclub äußerte, hat unser Ehrenmitglied die Folgen des schockierenden Unfalls relativ gut überwunden.
FOTO: Nochmal "Schwein gehabt": Unser Ehrenmitglied Andreas Reinke ist glücklicherweise auf dem Weg der Besserung, wie er auf einer eigenen Pressekonferenz in Bremen mitteilte.Nachfolgend Auszüge aus seinen bewegenden Statements (Quelle: werder-online.de). Dafür ein herzliches DANKESCHÖN an den SV Werder Bremen!Andreas Reinke über die Unterstützung:Ich möchte mich zuerst bei allen bedanken für diese riesige Unterstützung, die ich in all den Tagen erhalten habe. Mir erreichten von allen Seiten Genesungswünsche von Freunden, Fans und Vereinen. Mit dem einen Auge, dass ich nach der Operation schon früher öffnen konnte, habe ich sofort die Arbeit aufgenommen und alles durchgelesen. Das hat mir geholfen. Mein Dank gilt auch dem Ärzte-Team, das hervorragende Arbeit abgeliefert hat. ... über die ersten Tage nach der OperationDie erste Woche nach der Operation war die schlimmste. Am Sonntag und Montag als ich mich nicht bewegen konnte und noch am Tropf lag. Da bringt es dich schon moralisch weiter, wenn du zum ersten Mal allein auf die Toilette kannst. In dieser Zeit war ich kaum in der Lage mehr als drei Worte zu sprechen. Mein Kopf war doppelt so dick. Ich konnte, durfte und wollte nicht telefonieren. Am vergangenen Freitag sind wir dann mit dem Zug über Bremen in meine Heimat nach Güstrow gefahren, wo ich mich einige Tage erholt habe.... über seinen heutigen Zustand:Es geht mir gut. Ich nehme weniger Schmerzmittel. Ich kann schon wieder Auto fahren, längere Spaziergänge machen. Vielleicht setze ich mich morgen oder übermorgen schon wieder mal aufs Ergometer und bringe den Kreislauf in Schwung.... wie er die Minuten nach dem Unfall erlebt hat:Ich habe schon registriert, dass dort einiges Blut geflossen ist. Dass ich davon ein bisschen mehr verloren habe, wurde mir klar, als ich vom Platz gehen wollte und der Arzt mir sagte, dass ich besser liegen bleiben solle.... über die Risiken der Operation: Im Krankenhaus, hat der Arzt mir dann erzählt, was alles passiert war und wollte mich aufklären, was getan werden kann und was alles passieren kann. Dieser Text war etwas länger. Ich habe ihn bei der Hälfte unterbrochen und gesagt, sie sollen einfach anfangen. Ich freue mich heute, hier so sitzen zu können. Es hätte alles anders ausgehen können. Ich hätte behindert sein können.... über die Schwere der Verletzung:Die Nase war zwei, drei Mal gebrochen, dazu habe ich einen Trümmerbruch des Stirnbeins erlitten. Knochensplitter hätten fast die Hirnhaut beschädigt. Die Ärzte haben mir gesagt, dass sie so brutale Brüche nur nach Autounfällen gesehen haben, bei denen Leute vor einen Baum gefahren sind. Ich habe Glück, dass ich so robust gebaut bin. Das war sicher einer der heftigsten Einschnitte in mein Leben. ... über die Ängste vor seiner Operation:Ganz ehrlich, vor der Operation war nicht klar, wie ich aufwachen werde. Ich habe die Schwester um einen Zettel und einen Stift gebeten, um ein paar Gedanken an meine Familie und Freunde aufzuschreiben und einige Dinge zu regeln. Das war mir wichtig, bevor ich vielleicht nicht mehr weiß, wer ich bin. Zum Glück kam es nicht dazu, dass dieser Zettel noch mal hervorgeholt werden musste. Das war sicher eine schlimme Situation, in der das Beste herausgekommen ist. Es war das Glück im Unglück.... über seinen Fahrplan zur sportlichen Rückkehr:Ich denke positiv. Seit ich das erste Auge nach der Operation öffnen konnte, habe ich nicht einmal ans Aufhören gedacht. Ich werde in der nächsten Woche anfangen ein paar Übungen für mich zu machen. Die Ärzte sprechen zwar von sechs Wochen bis zur Knochenheilung, aber ich werde mir eine Maske anfertigen lassen und möchte schon vor dieser Zeit wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Irgendwann werde ich den Schritt machen und in den Zweikämpfen nicht mehr daran denken. Wenn ich das gepackt habe, wird das Training zeigen, wie es weitergeht. Ich bin ein Arbeiter und werde mich wieder ranarbeiten.... über den Stuttgarter Martin Stranzl, mit dem er zusammengeprallt war:Martin war einige Male bei mir im Krankenhaus. Wir haben uns unterhalten und alles ist geklärt. Auch wenn er selbst sagt, dass er da vielleicht nicht mehr so hingehen würde, war es wohl ein Unfall. Im Normalfall passiert da ja auch nichts. Entweder tritt er mir gegen die Hände oder er springt drüber, aber er ist eben im entscheidenden Moment ausgerutscht. Ich glaube ihm, auch ohne die Bilder noch mal gesehen zu haben. 80 Prozent der Leute, mit denen ich gesprochen habe, schildern die Szene genau so.... wie dieser Unfall ihn in Zukunft beeinflussen wird:(lächelt). Natürlich sehe ich einige Sachen jetzt mit anderen Augen. Aber das Fußball nicht immer das wichtigste ist, wusste ich auch schon vorher. Ich bin sicher, dass ich das auch aufgrund meiner Erfahrung besser verarbeite, als vielleicht ein junger Spieler. Dass es mich beeinflussen wird, ist mir klar. In welcher Hinsicht das geschehen wird, kann man jetzt noch nicht sagen.... über die Mannschaft und das Spiel gegen Turin:Die beste Unterstützung zur Genesung hat die Mannschaft gestern Abend mit dem Sieg gegen Juventus gegeben. Das war ein wunderschöner Moment, der aber auch ein bisschen traurig war, weil ich nicht dort unten stehen konnte. Dafür haben wir das ganze Jahr gearbeitet. Aber so ist es nun mal im Sport. Damit muss man umgehen können. Das versuche ich jetzt.