Kurz vor der Ehrung zum „Spieler des Jahres“ im Landstuhler „Schloss-Hotel“ am 20. März 2006 nahm sich Torhüter Thomas Ernst Zeit für ein Exklusiv–Interview mit unserm Fanclub. Dazu traf er in „Hubers Betzestube“ (Original-Zitat aus der „Sport-Bild“ vom 20. April 2005) mit unserem Schriftführer und Medienbeauftragten zusammen.
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FOTOS: Thomas Ernst in der Landstuhler "Betze-Stube" „Fairplay“: Hallo Thomas, schön dass du uns gefunden hast!Thomas Ernst: Gerne. Einen tollen Fundus habt ihr da in euerer „Betze-Stube“ angesammelt! Aber noch großartiger ist jedoch euere Unterstützung für den 1. FCK, auch in so schlechten Zeiten. Macht am besten so weiter…!„Fairplay“: Wir werden uns bemühen. Aber nun zur ersten Frage: Wieso wechselt Thomas Ernst nach Bremen?Thomas Ernst: Was…? Warum sollte ich nach Bremen wechseln?„Fairplay“: Weil es deine Vorgänger als „Spieler des Jahres“ Andreas Reinke (1999), Miro Klose (2001, 2002) und Tim Wiese (2003, 2004) allesamt an die Weser zog!Thomas Ernst: Ich kann mit hundertprozentiger Sicherheit einen Wechsel nach Bremen ausschließen! Also ich bleib beim 1. FCK! Beziehungsweise läuft mein Vertrag ja aus. Was in Zukunft genau geschieht, wird erst in den nächsten Wochen entschieden. „Fairplay“: Steht eine Vertragsverlängerung im Raum oder wirst du dich in anderer Funktion an den 1. FCK binden?Thomas Ernst: Sowohl als auch. Wir haben noch gar nicht gesprochen, deshalb will ich deswegen auch nicht vorgreifen. Die Tendenz führt aber eher weg vom aktiven Fußball.„Fairplay“: Wir hoffen sehr, dass der Verein dich längerfristig an sich bindet. Leute mit solch gutem Charakter sind selten. Und du könntest insbesondere als Integrationsfigur einiges bewirken! Solche Typen sind insbesondere auf dem Betzenberg rar!Thomas Ernst: Ja, die häufigen Spielerwechsel sind halt bedingt durch die Gesetzmäßigkeiten des Profifußballs. Und auch zum Teil durch den Führungsstil der Verantwortlichen. Da wird’s für die Fans immer schwerer, sich zu identifizieren. Aber an mir soll’s nicht liegen, ich würde gerne bleiben!„Fairplay“: Ein so starker Torhüter wie du hat relativ wenig Erstligaspiele auf seinem Konto, genau sind’s 106. Würdest du rückblicken einiges anders machen?Thomas Ernst: Natürlich. Das bringt das Leben so mit sich, das man hin und wieder einiges ändern würde. Ich hab halt alles nach meiner Art gehandhabt. Gegenüber den Trainern, den Konkurrenten und der Presse. Ich war immer loyal gegenüber den Kollegen und dem Verein, und damit bin ich eigentlich ganz gut gefahren. „Fairplay“: Kannst du ein Spiel aus deiner Karriere herausheben – im positiven wie im negativen Sinn?Thomas Ernst: Da gibt’s immer mehrere. Desolat – noch nicht mal wegen meiner Leistung - war mein Debüt hier in Homburg. Ich bin bei der Frankfurter Eintracht kurz nach der Halbzeit eingewechselt worden. Es stand 2:1 für uns. Und dann hab ich innerhalb von 12 Minuten 3 Tore kassiert. Drei Ballberührungen kamen zustande, als ich jeweils den Ball aus dem Netz holte. Das Spiel verloren wir mit 2:5. Danach titelte der Kicker in seinem Sonderheft „25 Jahre Bundesliga“: „Auch die Bundesliga hat ihre Eintagsfliegen!“ Es wurde dann zum Glück doch etwas mehr als eine Eintagsfliege. Und genauso gibt’s auch Spiele, die super gut gelaufen sind. Mit Bochum beispielsweise beim 2:2 im UEFA-Cup gegen Ajax Amsterdam. Ebenso sind bei Stuttgart und auch beim 1. FCK sind einige Momente, die sich im geistigen Auge eingebrannt haben!„Fairplay“: Du in unserm Fanclub bist zum „Spieler des Jahres 2004/05“ gewählt worden. Sagt dir der Fanclub „Fairplay“ überhaupt was?Thomas Ernst: Ja, mittlerweile schon. Ich war ja bei der Weihnachts-Geschenkaktion für die behinderten Fußball-Anhänger dabei. Natürlich auch durch euere neueste Initiative „Treu bleiben“.„Fairplay“: In Anbetracht des Zuschauerschwunds, der vielen, die enttäuscht zu Hause bleiben – wie würdest du jemanden dazu motivieren, ins Stadion zu kommen?Thomas Ernst: Ganz einfach „Treu bleiben“! Der 1. FCK war schon immer – auch für mich als langjährigen Außenstehenden –was Besonderes. Natürlich ist es schwer. Es sind ja schon viele Jahre, wo der 1. FCK am Stock geht. Es geht halt darum, dass dies der Verein ist, der jedem FCK-Fan am Herzen liegt. Es geht dabei nicht um einzelne Spieler, welche von den Fans nicht so gemocht werden, sondern um den Gesamtverein! Der 1. FCK wird viele Spieler überleben, aber die Fangemeinde bleibt! Der Verein bleibt! Und er muss das wieder werden, was er einmal war: Ein volksnaher Klub! „Fairplay“: Deine Frau spielte auch Fußball. Ist das eher von Vorteil oder ein Nachteil, wenn man nach dem Spiel nach Hause kommt und einem ein fachmännischer Kritiker erwartet?Thomas Ernst: Generell ist es von Vorteil, wenn man sich fachlich auseinandersetzen kann. Wenn man merkt, da ist wirklich was, da ist ein Blick für den Fußball. Natürlich ist es so, dass man mal enttäuscht nach Hause kommt. Dann weiß sie auch, wie das ist. Und reden wir darüber, macht das mehr Spaß, als mit jemanden, der gar nichts mit Fußball am Hut hat. Oder noch schlimmer: Überhaupt keinen Anteil an meinem Beruf hätte.„Fairplay“: Wir haben dankenswerter Weise vereinbart, erstmals auf das obligatorische Geschenk bei der Ehrung zu verzichten. Mehr noch: Den dafür vorgesehenen Betrag überweisen wir auf unser „Rollstuhl-Sonderkonto“. Für diese großartige Geste möchten wir uns ganz besonders herzlich bei dir bedanken!Thomas Ernst: Das versteht sich doch von selbst! Und ich wollte dann den gleichen Betrag nochmals dazugeben!„Fairplay“: Super, das ist wirklich toll, Da werden sich die behinderten Fußballfreunde aber freuen! Dann wünschen wir dir alle vom Fanclub „Fairplay“ für die Zukunft – egal in welcher Funktion, die Hauptsache aber beim 1. FCK - alles erdenklich Gute und bedanken uns ganz herzlich für den Besuch und das aufschlussreiche Gespräch!