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Die (vergebliche) Suche nach dem Osterglück im Frankenland

19. April 2006
Ostereier verstecken, Ostereier suchen und Ostereier finden – so sieht normalerweise das Osterfest der bundesdeutschen christlichen Bevölkerung aus. Nicht so bei vielen der zahlreichen „Fairplay“-Mitgliedern. 18 von ihnen sowie 20 Gäste, davon 11 behinderte Fußballfreunde samt Betreuerstab (4 Personen), machten sich just zu dieser Zeit auf zu einer Fanclubfahrt. Nach Nürnberg, zum bedeutungsvollen Abstiegsspiel des 1. FCN gegen den 1. FCK vom Betzenberg. Denn echte Vereinstreue zeigt sich immer erst in Krisenzeiten. Der Erfolg hat viele Väter, nur im Misserfolg zeigen sich die wahren Anhänger und Mitglieder. So war es dem „1. FCK Fanclub „Fairplay““ ein großes Anliegen, seine Verbundenheit zu dem pfälzischen Bundesligisten im aktuellen Abstiegskampf des Frühjahrs 2006 zu demonstrieren. Seine Initiative „Treu bleiben“ mit Leben zu erfüllen, durch Taten Unterstützung für die „Roten Teufel“ aufzuzeigen. Also wurde kurzerhand eine Fanclubfahrt nach Nürnberg zum wichtigen Spiel gegen den einheimischen FC organisiert.FOTO: Alle Teilnehmer (außer dem Fotografen!) der “Fairplay-Fanclubfahrt” nach Nürnberg. Wahre Freundschaften wie die zwischen den beiden teilnehmenden Gruppierungen verlangen stetig nach Pflege. Darum achtet der „1. FCK Fanclub „Fairplay““ immer wieder gründlich darauf, die engen Kontakte zum Wohnheim „St. Martin“ in Landstuhl zu beleben. So begleiteten selbstverständlich auf Einladung des Fanclubs etliche Fußballanhänger aus besagtem Wohnheim „St. Martin“ die „Fairplay“-Reisegesellschaft. Finanziert wie schon so oft durch das „Rollstuhl-Sonderkonto“ der Fußballfreunde.Das österliche Suchen fand somit teils im Bus, teils im schönen Frankenland und teils im Stadion statt. Lena wurde recht schnell fündig – schon bald nach der Abfahrt an der Landstuhler Stadthalle fand sie ihr Ostergeschenk, ein rosa Torwarttrikot von Tim Wiese, versteckt in Fahrer Stefans Seitenablage. Die Leichtigkeit des Findens sollte damit allerdings schnell beendet sein. Das alte Sprichwort „Wer sucht, der findet“ ließ sich nicht auf alle Begebenheiten des Tages derart leicht übertragen. Schon gar nicht bei der Suche nach Punkten und Toren im Frankenstadion. Pardon: Dem „Easy-Credit-Stadion“ – wie die WM-Spielstätte des 1. FC Nürnberg jetzt im kommerzialisierten Zeitalter heißt…! Aber der Reihe nach:Die Kenner der „Fairplay“-Touren wussten es, die Neulinge erfuhren es schnell: Während der Fahrtzeit ist nur wenig Zeit zum Ruhen oder Entspannen. Vielmehr müssen bei diesen Touren die Formulare für die Fanclub-interne Wahl zum „Spieler des Jahres“ ausgefüllt werden, dann suchten sich alle bereits in den mitgebrachten Speisekarten ihr Menü fürs Abendessen aus und letztlich wurden die Reiseteilnehmer beim Quiz „Superfan 2006“ gefordert. Die Schätzfrage, wie hoch der höchste Sieg der Roten Teufel in Nürnberg seit Bundesligagründung im Jahr 1963 ausfiel, beantworteten Dominic, Gabi, Peter, Besnik und Bernd richtig: 5:0 (26. Okt. 1963, Tore Erich Meier 2, Richter, Prins, Schneider). Damit standen sie im Finale. Dort breitete die Frage, „welcher Verein aus der Bundesliga abstieg, aufstieg und auf Anhieb Meister wurde“, keine Probleme: Der 1. FCK natürlich. Keiner von dem qualifizierten Quintett wusste dann allerdings, welcher amtierende deutsche Meister in der folgenden Saison abstieg: Der 1. FC Nürnberg! Nun musste also eine Stichfrage her: Und dabei beantwortete Dominic Heintz als einziger die Frage richtig, zum wievielten Mal im Jahr 2006 eine Fußballweltmeisterschaft stattfindet (18). Damit wurde Dominic mit einem 1. FCK-T-Shirt als Siegerpreis ausgezeichnet. Er darf nun den Titel „Fairplay-Superfan 2006“ tragen!Nach einem halbstündigen Stopp am Autohof „Crailsheim-West“ – vorgesehen war eigentlich ein anderer Rastplatz (…wer sucht, der findet!“) – lief der Bus kurz nach 12.00 Uhr am Busparkplatz an der „Großen Straße“ vis-a-vis des Nürnberger Messegeländes, also in unmittelbarer Nähe zum Stadion ein. Das Suchen fand dort keine großartige Fortsetzung. S- oder U-Bahnen mit Fahrtrichtung Stadtmitte waren nicht von Nöten. Entgegen den Planungen (Besuch der Altstadt) besuchten alle das „Nürnberger Volksfest“. Natürlich erst nach dem obligatorischen Fototermin! Und den knappen Kilometer bis hin zum Volksfestplatz bewältigte jeder zu Fuß. Ohne großartig suchen zu müssen. Dieser große Frühjahrsjahrmarkt kam allen Teilnehmern wie gerufen – Essen, trinken, sich umschauen – jedermann konnte seine Zeit so einteilen, wies ihm gefiel. Viele versammelten sich im großen urbayrischen Festzelt „Uwe Hölzgen“.………FOTO links: „Fairplay-Super-Fan 2006“: Dominic Heintz gewann das Quiz und erhielt als Preis ein 1. FCK-T-Shirt.FOTO rechts: Für Högi wurde im Festzelt extra das Lied „Holzmichl“ bestellt. Sehr zur Freude des Eifelaners….………FOTO links: Leicht zu erkennen: Diese Szene mit Hanni (rechts) und Bernhard (links) wurde vor dem Spiel aufgenommen…FOTO rechts: Ein Fahnenmeer im „Easy-Credit-Stadion“ in Nürnberg begleitete das Einlaufen der Mannschaften.Dann im Stadion gab’s auch kein langes Suchen: Die Plätze wurden schnell gefunden, die Mannschaften liefen ein und ein flottes Spielchen vor ausverkauftem Haus (47.250 Zuschauer) begann. 12:7 Chancen für die Lauterer bei 8:3 Ecken für die Pfälzer und viel, viel Arbeit für Klub-Torhüter Schäfer. Was bei zahlreichen 1. FCK-Anhängern die Frage auf den Plan rief: „Warum spielten die „Roten Teufel“ in den Wochen vorher nicht so engagiert?“ In Hamburg, in Dortmund, in Leverkusen oder zu Hause gegen Hertha BSC beispielsweise…??? Im „Frankenstadion“ steckten sie sogar den Führungstreffer der Gastgeber durch Vittek weg (12.), glichen noch vor der Halbzeit durch Altintop (20.) aus und gingen schon kurz nach Wiederanpfiff durch Altintops 18. Saisontreffer (48.) in Führung. Das Suchen nach Glücksmomenten im Lauterer Block fiel in diesen Minuten nicht schwer. Alle lagen sich in den Armen, hätten andererseits aber am liebsten die Partie unverzüglich beendet. So, als ob sie das drohende Unheil ahnten: Den Augleich durch Paulus (62.) und dann das Schocktor in der 87. Minute zum 2:3! Ebenfalls durch Torjäger Vittek.19.17 Uhr: Abpfiff! Niedergeschlagene, teils resignierend, teils am allerletzten Strohhalm der Hoffung festhaltend, marschierten die Pfälzer Gäste zum Busparkplatz. Fahrer Stefan fand wenigstens ein – allerdings wenig tröstliches - Erfolgserlebnis bei „Fairplay““: „Noch nie bin ich als erster Bus vom Parkplatz weggefahren – das ist heute das erste Mal!“Kein Trost für die geschundenen Seelen der enttäuschten Fußballfreunde. Obwohl es eigentlich strikte Normalität ist: Nicht einmal gab’s bei einer „Fairplay“-Fanclubfahrt ein Unentschieden oder gar einen Sieg zu feiern…! Dass es dann kam wie immer drückte in Anbetracht der Bedeutung des Spiels mächtig aufs Gemüt aller. Obwohl es trotz der 2:3 Pleite auch Sieger gab: Das „Rollstuhl-Sonderkonto“! „Glücklicherweise“ zeichneten sich einmal mehr all die Experten im Bus beim Tippspiel als unbrauchbare Wahrsager auf: Nicht eines der prophezeiten 60 Ergebnisse traf das erzielte Endresultat von 3:2. Die Folge: Der gesamte Einsatz von 60 Euro (also nicht nur wie üblich die Hälfte bei 50-prozentiger Gewinnausschüttung) floss ebenfalls auf das soziale Konto des Fanclubs. Und da auch Fahrer Stefan Mertel großzügigerweise den Getränkeverkauf im Bus dem Fanclub überlies und Manni Müller eine Kiste Bier spendierte, konnte auch der dadurch erzielte Reingewinn auf das „Rollikonto“ überwiesen werden, insgesamt also 111,00 Euro.Trotz des bitteren Spielausgangs wurde die Rückreise im mittelalterlichen Wolframs-Eschenbach, der Stadt des gleichnamigen Minnesängers, zum gemeinsamen Abendessen unterbrochen. Bodenständige einheimische Küche zeichnete den gemütlichen, fränkischen Gasthof „Sonne“ aus. Die Abwicklung erfolgte nach telefonischer Menüdurchsage in absoluter Rekordzeit: So brachte die Serviererin Helgas und Erichs Rindersteak, noch bevor die beiden überhaupt an einem der Tische im schmucken Nebenzimmer Platz genommen hatten….Eine hilfreiche Zuwendung von Landstuhls Bürgermeister Klaus Grumer und von Ehrenmitglied Norbert Thines finanzierten die Einkehr der Behindertengruppe. Dafür ein herzliches „Dankeschön“. Ein ebenso herzliches „Vergelts Gott“ geht an den 1. FC Kaiserlautern, der die Eintrittskarten zu diesem Spiel verbilligt anbot (2.32 € für Stehplätze, 8,00 € für Sitzplätze).Danach reine Routine: Kurz nach ein Uhr lenkte Fahrer Stefan den Bus an die Haltestellen hinter der Stadthalle in Landstuhl und die Gesellschaft zog auseinander. Manche erreichten ihr Zuhause recht zügig, andere mussten erst noch eine Weile fahren. Irgendwann fanden aber auch dann die letzten ihre wohlverdiente Ruhe. Wenn das Suchen nach Ostereiern und Punkten für ihre Mannschaft vom Lauterer Betzenberg an diesem Tag auch keinen Erfolg bescherte, so durften sich alle dennoch einen kleinen Schokoladen-Osterhasen mit nach Hause nehmen. Den hatte der Osterhase höchstpersönlich bereits am frühen Morgen auf den Sitzen des Busses abgeliefert…