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Ein 2:2 im Kellerduell in Augsburg sorgte für reichlich Diskussionsstoff

29. Januar 2012

Die mit der Bahn angereisten Fairplay-Mitglieder auf dem Weg von der Straßenbahn-Endhaltestelle zur „SGL-Arena“ (Bild: Passant).
Die mit der Bahn angereisten Fairplay-Mitglieder auf dem Weg von der Straßenbahn-Endhaltestelle zur „SGL-Arena“ (Bild: Passant).

Am letzten Januarwochenende (28. Januar 2012) reisten die „Roten Teufel“ nach Augsburg in die „SGL-Arena“ zum Kellerduell mit Neuling FC Augsburg. Eine der ältesten Städte Deutschlands (mehr als 2.000 Jahre) begrüßte die Fairplay-Abordnung bemerkenswert: Nachdem damals in Ahlen zwei Musikkapellen die deutsche Nationalhymne zum Besten gaben, erschallte hier in der Fußgängerzone plötzlich das „Betze-Lied“! Gespielt von einem einsamen Trompeter: „Ole, Ola – der FCK ist wieder da!“ Na, das fängt ja gut an, dachten alle und begaben sich umgehend ins historische Wirtshaus „Der König von Flandern“. Diese Gaststätte ist dank ihrem wunderschönen Ambiente ein beliebtes Ziel für Augsburg-Besucher. Vor allem Liebhaber eines frisch gezapften – und eigens gebrauten – Bieres fühlen sich in dem urigen, stilvollen Kellergewölbe wohl. Aber auch das umfangreiche Speiseangebot der ersten Augsburger Gasthaus-Brauerei im Herzen der Stadt erfüllt höchste kulinarische Ansprüche. Wobei vor allem die regionalen Spezialitäten zu empfehlen sind.

Blick in die am 26. Juli 2009 eröffnete „SGL-Arena“ vor den Toren Augsburgs.
Blick in die am 26. Juli 2009 eröffnete „SGL-Arena“ vor den Toren Augsburgs.

Aber nicht nur wegen dieses Gasthauses allein – die Fuggerstadt im Allgemeinen ist ein sehenswertes Reiseziel. Die drittgrößte Stadt Bayerns am Zusammenfluss von Lech und Wertach spielte insbesondere im Zeitalter der Renaissance und des Rokoko eine europaweit bedeutende Rolle, was sich im historischen Stadtkern heute noch widerspiegelt. Hauptsächlich die Fugger sorgten damals für Wohlstand und Aufschwung. Dieses schwäbische Kaufmannsgeschlecht erlangte unter Jakob Fugger „dem Reichen“ und seinem Neffen Anton Fugger Weltgeltung. Der Name Fugger („von der Lilie“) wurde europaweit zu einem Synonym für Reichtum. Die Fugger „von der Lilie“ stiegen ab 1511 in den Adel auf, ab Mitte des 16. Jahrhunderts nahmen sie hohe kirchliche und weltliche Ämter ein.Daher leitet sich auch der Begriff „fuggern“ ab. Was so viel bedeutet wie (Tausch-) Handel treiben oder schachern. Ob sich auf diese Eigenschaften allerdings die Fußballer des stark abstiegsbedrohten FC Augsburg einlassen würden, schien vor Anpfiff des Kellerduells gegen die „Roten Teufel“ eher fragwürdig! Ebenso wie die offizielle Zuschauerzahl von 30.028 Besuchern in einem Stadion mit einer Gesamtkapazität von 30.660 Plätzen – denn die Sitze auf der Haupttribüne blieben zu einem Drittel leer! Konnten Bahnfahrer früher den Weg ins alt-ehrwürdige „Rosenau-Stadion“ zu Fuß zurücklegen, brauchte es nun zum Erreichen der neuen „SGL-Arena“ - außerhalb an der B17 Richtung Landsberg gelegen - die Straßenbahn.Und wie vorhergesehen, das mit dem „fuggern“ wurde nichts! Beide Seiten kämpften engagiert um jeden Meter des arg ramponierten Rasens. Die Gastgeber mit etwas mehr Fortune: Denn bereits nach 5 Minuten führte ein Freistoß des Niederländers Marcel de Jong durch die unsortierte Lauterer Mauer hindurch zum 1:0 für die Gastgeber. Es dauerte lange, bis sich die Pfälzer zurechtfanden. Etwas überraschend gelang Außenverteidiger Florian Dick (25.) per Kopf das 1:1. Und der Kämpfer in Lauterer Reihen legte bereits in der 48. Minute nach: Unmittelbar nach der Pause erzielte der Aushilfs-Torjäger seinen zweiten Saisontreffer zur Führung. Mittelfeldspieler Sahan verpasste die Vorentscheidung, als er leider nur die Querlatte traf (60.).Im diesem hart umkämpften Kellerkrimi kritisierte FCA-Trainer Jos Luhukay vor allem das ausgeprägte Unvermögen beim Torabschluss der Seinen. Sie vergaben vier hochkarätige, hundertprozentige Chancen völlig freistehend vor dem Gästetor: Weder schossen sie den Torhüter an, noch trafen sie das Gehäuse – allesamt verballerten sie auf das kläglichste „weit in die Prärie“ hinein! Unbedrängt und freistehend spielten jeweils die Nerven einen üblen Streich. Zum Nutzen für die Lauterer. Mehr Glück hatte FCA-Nachwuchsstürmer Stephan Hain: Nur 18 Sekunden nach seiner Einwechslung sicherte er mit seinem ersten Ballkontakt den Gastgebern immerhin noch einen Zähler (66.). Unmittelbar vor Schluss sorgte eine strittige Strafraumszene für Wirbel – und hinterher für viel Ärger und Diskussionsstoff. Augsburgs Daniel Brinkmann holte FCK-Joker Nicolai Jörgensen eindeutig im Sechzehner von den Beinen – der Pfiff von Referee Manuel Gräfe blieb aber aus. „Ein klarer Elfmeter“, beteuerte FCK-Coach Marco Kurz. Auch die Fernsehbilder und die Wahrnehmung der nur unweit davon entfernt sitzenden 7 Fairplay-Mitglieder bestätigten des Trainers Meinung.

Keine Bahnfahrt ohne Reklamation: Dieses Mal fehlte es an reservierten Plätzen, so dass ein Tisch in dem österreichischen Zug als Sitz herhalten musste.
Keine Bahnfahrt ohne Reklamation: Dieses Mal fehlte es an reservierten Plätzen, so dass ein Tisch in dem österreichischen Zug als Sitz herhalten musste.

So reisten das Team, sein Betreuer- und Trainerstab sowie gut 4.000 FCK-Anhänger mit einem Punkt (…und einer gefühlten Niederlage!) in die Heimat zurück. Die Gewissheit, um zwei Zähler betrogen worden zu sein, überwog gegenüber dem Punktgewinn. 2 Fairplay-Mitglieder fuhren mit dem Auto zu ihren Wohnorten im Raum München, das aus der Pfalz angereiste Quintett mit dem Shuttlebus erstmal zum Bahnhof. Nach einem kurzen Aufenthalt im Brauhaus „1516“ (im Bahnhofsgebäude, Name wegen des 1516 erlassenen bayerischen Reinheitsgebots) mit dem „ICE 992“ nach Mannheim, dann mit der „S3“ weiter nach Kaiserslautern. Die Wartezeit dort bis zur Abfahrt der Regionalbahn Richtung Kusel wurde im Lokal „Zum 12. Mann“ verkürzt.Apropos Bahnfahrten: Mittlerweile ist klar, dass Auswärtsfahrten mit der Eisenbahn einen eigenen Absatz erhalten. So langsam keimt in Fanclubkreisen der Gedanke, einmal nur ganz ohne Zwischenfälle von A nach B und wieder zurück reisen zu können. Ohne, dass die Gruppe nachträglich Fahrtkosten erstattet bekommt! Wo’s diesmal geklemmt hat? Nun, bei der Anreise im „IC 1113“ von Heidelberg nach Augsburg fehlte ein reservierter Platz. Die Wagen des eingesetzten Zuges der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) von Frankfurt/Main mit Endziel Klagenfurt (Kärnten) stimmten nicht mit dem Platzangebot der Deutschen Bahn überein, so dass mehrere Fahrgäste ihre bestellten Sitzplätze vergeblich suchten. Was gleichbedeutend mit der so langsam schon obligatorischen „Geldzurückerstattungsbestätigungsbescheinigung“ durch die diensthabende Zugbegleiterin umher ging.War also nix mit „fuggern“ in der Fuggerstadt! Denn auch der Schaffnerin half kein „fuggern“ – die Fairplay-Gruppe ließ sich auf keine Kompromisse ein. Denn nur „Bares ist Wahres“!Bildnachlese zur „teuflischen“ Reise nach Augsburg:
Die Fairplay-Gruppe auf ihren Plätzen in der „SGL-Arena“.
Die Fairplay-Gruppe auf ihren Plätzen in der „SGL-Arena".
 Den Augsburger Anhängern fehlt noch ein gewaltiges Stück bis zur „Bundesligareife“! Die Lauterer Fans zeigten den Gastgebern eindrucksvoll, wie’s geht!
Den Augsburger Anhängern fehlt noch ein gewaltiges Stück bis zur „Bundesligareife“! Die Lauterer Fans zeigten den Gastgebern eindrucksvoll, wie’s geht!
Linksverteidiger Alexander Bugera lieferte ein gutes Spiel ab.
Linksverteidiger Alexander Bugera lieferte ein gutes Spiel ab.
 Hier steht’s „weiß auf rot“: Wegen eines nicht gegebenen Foul-Elfmeters blieb es beim 2:2.
Hier steht’s „weiß auf rot“: Wegen eines nicht gegebenen Foul-Elfmeters blieb es beim 2:2.
Originelle Ohrenwärmer – gefunden in Augsburg. Bei der Kälte lohnte sich die Investition von einem Euro.
Originelle Ohrenwärmer – gefunden in Augsburg. Bei der Kälte lohnte sich die Investition von einem Euro.
 Fairplay-Mitglied Hans-Joachim Högner auf dem Weg in das historische Wirtshaus „Der König von Flandern“.
Fairplay-Mitglied Hans-Joachim Högner auf dem Weg in das historische Wirtshaus „Der König von Flandern“.