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Spezielle Autogrammstunde für FCK-Fans mit gesundheitlichem Handicap

20. Oktober 2012

Obligatorisch: Ohne Gruppenfoto geht’s bei der speziellen Autogrammstunde für FCK-Fans mit Handicap nicht!
Obligatorisch: Ohne Gruppenfoto geht’s bei der speziellen Autogrammstunde für FCK-Fans mit Handicap nicht! (Foto: Bettina Huber)

Am Samstag, 20. Oktober 2012, veranstaltet der 1. FC Kaiserslautern mit seiner Lizenzspielermannschaft in enger Zusammenarbeit mit dem „1. FCK-Fanclub Fairplay“ erneut eine große Autogrammstunde speziell für Fans mit Handicap. Nach dem Auslauf-Training standen Trainer Franco Foda und die meisten seiner Spieler (außer den verletzten Profis) in der Karlsberg Fanhalle Nord des „Fritz-Walter-Stadions“ den rund 150 angemeldeten Fans für Autogramm-, Fotowünsche und vieles mehr zur Verfügung.Eine spezielle Autogrammstunde für FCK-Fans mit Handicap – warum braucht’s so was überhaupt? Diese Frage wird sich der Eine oder Andere gewiss stellen. Nehmen wir mal das Stadionfest „uff em Betze“ als Beispiel: Menschenmassen schieben sich dicht gedrängt vor den Tischen der Profis, um ein Autogramm zu ergattern. Sicherlich ist auch hin und wieder ein (mutiger) Rollstuhlfahrer unter den Autogrammjägern. Die meisten allerdings scheuen solche Art von Gedränge, fühlen sich dabei unwohl, eingeengt.

Die Gruppe aus dem Wohnheim St. Martin (Landstuhl) zusammen mit Trainer Franco Foda.
Die Gruppe aus dem Wohnheim St. Martin (Landstuhl) zusammen mit Trainer Franco Foda.

Man muss sich nur vorstellen, wie diese von einigen euphorisierten, uneinsichtigen Egoisten mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt werden. Was ja bei Menschenansammlungen immer wieder geschehen kann. Denn die Rollis stehen oft – als gut gemeinte Geste der Security-Mitarbeiter – in der ersten Reihe. Dicht an einer Absperrung. Und sind somit samt Begleitperson dem Druck der Masse wehrlos ausgesetzt! Wenn da von hinten angefangen wird zu drücken, wird nicht nur der Rollifahrer in Panik geraten. Es kann für beide Seiten zu Verletzungen kommen. Beispielsweise durch die Rollstühle. Einen schnellen Zugang für Sanitätskräfte zu schaffen ist hierbei wohl mehr als schwierig!Und genau aus diesen Gründen wird vom 1. FC Kaiserslautern in enger Zusammenarbeit mit dem „1. FCK Fanclub Fairplay“ jährlich die spezielle Autogrammstunde für FCK-Fans mit Handicap organisiert. Mittlerweile – seit dem Amtsantritt von Stefan Kuntz als Vorstandsvorsitzender des 1. FCK – stellt sich dem Fanclub nicht mehr das Ansinnen „dürfen wir das organisieren“, vielmehr lautet die Frage „wann findet die Veranstaltung statt“! Was den enormen Stellenwert dieses Meetings beim Lauterer Traditionsverein ausdrückt. Der 1. FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz entschuldigte sich wegen eines dringenden Sponsorentermins schriftlich für sein Fernbleiben: „Leider kann ich das Treffen nicht durch ein paar Worte eröffnen. Für diese tolle und wichtige Veranstaltung wünsche ich euch alles Gute“. Übrigens: Im zweisprachigen Leitfaden, den alle Neuzugänge zur besseren Eingliederung bekommen (mit Infos über den Verein, seine Geschichte, die Stadt und ihre Region sowie vielem mehr) steht auch ein Hinweis auf dieses ganz besondere Treffen.Und so kamen dann auch an einem traumhaft schönen Herbst-Samstag die Teufelsanbeter mit gesundheitlichem Handicap sehr zahlreich in die Karlsberg-Halle Nord des Fritz-Walter-Stadions. Entgegen der üblichen Gepflogenheit wurde das obligatorische Gruppenfoto gleich zu Beginn geschossen: Der Trainer bat darum, da er etwas früher als seine Spieler weg musste und gerne zusammen mit den Rollis ein Erinnerungsfoto haben wollte. Der Coach war es auch, der die auf der Bühne stehenden Profis (dort platziert, um sie auf dem Bild besser zu erkennen) letztendlich direkt unter die Rollstuhlfahrer schickte.

Großer Andrang bei Sturm-Ass Mohamadou Idrissou.
Großer Andrang bei Sturm-Ass Mohamadou Idrissou.

Gemeinsam mit ihren Idolen und Lieblingsspielern verbrachten sie danach eine angenehme Zeit in kunterbuntem „Durcheinander“. Das heißt, Fans und Profis wurden nicht durch Tische, Bänke, Absperrungen, wachsames Sicherheitspersonal oder sonstiges getrennt – vielmehr lief alles vollkommen unkonventionell durcheinander. Profis und Fans bildeten ein harmonisches Ganzes wie sonst nirgendwo bei solchen Anlässen.Alle Spieler schrieben geduldig Autogramme. Auf alles, was ihnen vorgehalten wurde. Dazu wurden unzählige Fotos mit dem Lieblingsstar geschossen. Und hunderte von brennenden Fragen beantwortet. Insbesondere nach dem wichtigen Heimsieg (3:1) am Vorabend gegen den SV Sandhausen. Ein Erfolg, der naturgemäß die allgemein gute Stimmung bei diesen Treffen weiter verbesserte. Dabei muss allen Fußballern ein ganz dickes Kompliment ausgesprochen werden: Sie präsentierten sich von ihrer allerbesten Seite: Freundlich, aufmerksam und entgegenkommend. Echte Vorbilder eben. Und einer der erfahrenen Kicker gab dieses Lob prombt an die Teilnehmer zurück: „Ich habe schon viele Autogrammstunden erlebt – aber noch nie so oft „Danke“ und „Bitte“ gehört wie heute!“Und einer seiner Mannschaftskameraden konnte gar nicht früh genug kommen: Mittelfeld-Ass Alexander Baumjohann erklärte der Fairplay-Vorsitzenden seinen „Solo-Frühstart“: „Ich bin etwas eher hier, weil ich dringend nach Hause muss. Wir erwarten unser zweites Kind. Es kann sein, dass es heute noch kommt!“ Dies allein hätte sein Fernbleiben bei allen entschuldigt – dass er trotzdem kam war einfach eine großartige Geste!“Erstaunen löste das lebhafte Treiben bei so manchem Neuzugang der „Roten Teufel“ aus: „So was habe ich bei anderen Vereinen in dieser Form bislang nicht kennengelernt“, lautete das begeisterte Statement von Mannschaftskapitän Albert Bunjaku!“

Linksverteidiger Alexander Bugera kann trotz seines am Vorabend erlittenen Cuts am Auge noch lachen.
Linksverteidiger Alexander Bugera kann trotz seines am Vorabend erlittenen Cuts am Auge noch lachen.

Womit die Frage, „Wie kam es denn eigentlich zu dieser etwas anderen Autogrammstunde? an dieser Stelle auch noch zu beantworten wäre: Nun, seinerzeit hatte der „…etwas andere Fanclub!“ seine Finger im Spiel. Denn beim „1. FCK Fanclub Fairplay“ liegen sozusagen die Urheberrechte. Nach der Erstauflage am 17. April 1997 - mit Meistertrainer Otto Rehhagel und Bundesliga-Ass Wynton Rufer als alleinigen prominenten Protagonisten - hielt der Sensations-Meistermacher des 1. FCK Wort.Als der Fanclub im Jahr 2000 Otto Rehhagel zum zweiten Mal für eine Autogrammstunde speziell für Rollstuhlfahrer gewinnen konnte, sorgte er dafür, dass sein gesamtes Team mit allen Stars dabei war! Denn bei der Premiere drei Jahre zuvor fragte er erstaunt den Fairplay-Vorstand: “Wo ist denn die Mannschaft?” Unsere Antwort damals: “Wir sind doch schon sehr froh, dass sie überhaupt hier sind!” Daraufhin entgegnete er: “Das nächste Mal sind aber alle meine Jungs mit dabei!” Aus Spielerkreisen wurde dem Fanclub damals mehrfach und unabhängig zugetragen, wie der Trainer bei einer Kabinen-Ansprache darauf verwies, “...wie gut es euch geht, auch wenn ihr meckert, wenn einmal die Badelatschen oder das Handtuch woanders liegen! Ihr steht auf der Sonnenseite des Lebens, wirkliche Probleme haben diese gesundheitlich angeschlagenen Menschen. Das nächste Mal seid ihr dabei!” Und sie waren dabei. Alle! Was sich bei allen folgenden Meetings als Selbstverständlichkeit einbürgerte. Wie eben an jenem 20. Oktober 2012 auch, als der 1. FC Kaiserslautern in enger Zusammenarbeit mit dem „1. FCK Fanclub Fairplay“ zum neunten Mal diese spezielle Autogrammstunde für FCK-Fans mit Handicap durchführte.Zufriedene Gesichter allenthalben auch in der Museumsebene: Denn außer der Teilnahme an der speziellen Autogrammstunde wurde allen die Gelegenheit eines Besuchs der FCK-Ausstellung angeboten. Laut Aussage von Charlotte Steinhübl (Vorstandsmitglied der „Initiative Leidenschaft Fritz Walter Museum“) besichtigten daraufhin rund 100 Personen die Ausstellung.Einen ausdrücklichen Dank möchte Fairplay den Verantwortlichen des 1. FCK zukommen lassen. In vorderster Reihe natürlich den handelnden Personen: Dem Fanbetreuer Christoph Schneller und dem Behindertenbeauftragten Nino Gagliano, den Mitarbeitern des FCK-Museums sowie allen aktiv beteiligten Fairplay-Mitgliedern. Die Organisation hat einmal mehr bestens funktioniert. Vielen Dank für einen tollen Job!Die BILDER-GALERIE zur Autogrammstunde speziell für FCK-Fans mit Handicap
 Große Freude bei Michael Dahl wegen der Begegnung mit Jan Simunek.
Große Freude bei Michael Dahl wegen der Begegnung mit Jan Simunek.
 Große Freude bei Michael Dahl wegen der Begegnung mit Kwame Nsor.
Große Freude bei Michael Dahl wegen der Begegnung mit Kwame Nsor.
 Große Freude – nicht jeden Tag begegnen die Fans ihren Idolen so nah (Foto: Bettina Huber).
Große Freude – nicht jeden Tag begegnen die Fans ihren Idolen so nah (Foto: Bettina Huber).
 Große (Vor-) Freude: Trotz der stündlich erwarteten Geburt seiner zweiten Tochter schaute Alexander Baumjohann bei der Autogrammstunde vorbei!
Große (Vor-) Freude: Trotz der stündlich erwarteten Geburt seiner zweiten Tochter schaute Alexander Baumjohann bei der Autogrammstunde vorbei!
 Betreuer Valentin Barisic (mit Bart) vom Wohnheim St. Martin erklärte Torhüter Tobias Sippel seinen speziellen Autogrammwunsch auf seine Kamera: Vor Jahren unterschrieb der Keeper dort mit links (nach seinem Handbruch), nun sollte er es mit der rechten Hand tun! Auch solche Sonderwünsche wurden prompt erledigt!  Betreuer Valentin Barisic (mit Bart) vom Wohnheim St. Martin erklärte Torhüter Tobias Sippel seinen speziellen Autogrammwunsch auf seine Kamera: Vor Jahren unterschrieb der Keeper dort mit links (nach seinem Handbruch), nun sollte er es mit der rechten Hand tun! Auch solche Sonderwünsche wurden prompt erledigt.
Betreuer Valentin Barisic (mit Bart) vom Wohnheim St. Martin erklärte Torhüter Tobias Sippel seinen speziellen Autogrammwunsch auf seine Kamera: Vor Jahren unterschrieb der Keeper dort mit links (nach seinem Handbruch), nun sollte er es mit der rechten Hand tun! Auch solche Sonderwünsche wurden prompt erledigt.
 Fairplay-Mitglied Manfred Müller (Bildmitte) begleitete Oskar aus dem Wohnheim St. Martin zu Abwehrspieler Mathias Abel (Foto: Bettina Huber).
Fairplay-Mitglied Manfred Müller (Bildmitte) begleitete Oskar aus dem Wohnheim St. Martin zu Abwehrspieler Mathias Abel (Foto: Bettina Huber).
 Fairplay-Mitglied Gabi Schneider assistierte einem Fan aus dem Wohnheim St. Martin, damit Mannschaftskapitän Alexander Bunjaku sein Poster unterschreiben kann.
Fairplay-Mitglied Gabi Schneider assistierte einem Fan aus dem Wohnheim St. Martin, damit Mannschaftskapitän Alexander Bunjaku sein Poster unterschreiben kann.
 Florian Dick, Fairplay-Spieler der Saison 2011/12, erfüllte jeden Foto- oder Autogrammwunsch.  Florian Dick, Fairplay-Spieler der Saison 2011/12, erfüllte jeden Foto- oder Autogrammwunsch.
Florian Dick, Fairplay-Spieler der Saison 2011/12, erfüllte jeden Foto- oder Autogrammwunsch.
 Innenverteidiger Matthias Abel unterschrieb beim Vorsitzenden der Handicap Devils, Carsten Radka.
Innenverteidiger Matthias Abel unterschrieb beim Vorsitzenden der Handicap Devils, Carsten Radka.
 Die Mithilfe des Behindertenbeauftragten des 1. FCK, Nino Gagliano (hier bei einem Fan) ist bei derartigen Veranstaltungen ebenso unentbehrlich wie die des Fanbetreuers Christoph Schneller (nicht im Bild, trotzdem „DANKE“!).
Die Mithilfe des Behindertenbeauftragten des 1. FCK, Nino Gagliano (hier bei einem Fan) ist bei derartigen Veranstaltungen ebenso unentbehrlich wie die des Fanbetreuers Christoph Schneller (nicht im Bild, trotzdem „DANKE“!).
 Ein Kamerateam des „Südwest-Fernsehens“ drehte während der speziellen Autogrammstunde (Foto: Bettina Huber).
Ein Kamerateam des „Südwest-Fernsehens“ drehte während der speziellen Autogrammstunde (Foto: Bettina Huber).
 Langjährig als „Brezel- und Getränkemann“ bewährt: Fairplay-Mitglied Rolf Conrad versorgte die Besucher mit kostenloser, vom 1. FCK zur Verfügung gestellter Verpflegung. Dafür herzlichen Dank!
Langjährig als „Brezel- und Getränkemann“ bewährt: Fairplay-Mitglied Rolf Conrad versorgte die Besucher mit kostenloser, vom 1. FCK zur Verfügung gestellter Verpflegung. Dafür herzlichen Dank!