An den Tagen um die Jahreswende 2015/16 herrschten in Rheinland-Pfalz außergewöhnlich milde Temperaturen. 5 Fairplay-Mitglieder entflohen Anfang Januar diesem sogenannten „Winter“ und tauchten ein in den "richtigen Winter“! In Oberbayern. Vom Standort Inzell aus besuchten sie den IBU-Biathlon-Weltcup in Ruhpolding. Ihre Generalkarte berechtigte dazu, sich alle 6 Wettkämpfe an den 5 Veranstaltungs-Tagen von Mittwoch bis Sonntag anzuschauen (13. – 17. Januar 2016). Diese „…etwas andere“ Unternehmung entsprang nicht einer spontanen Laune – alle Beteiligten erfüllten sich vielmehr einen jahrelang vor sich her geschobenen Herzenswunsch.
Aber diese speziellen Fußball-Freaks wären wohl keine engagierten Fanclub-Mitglieder, hätten sie nicht eine plausible Verbindung vom Fußball zum Biathlon gefunden! Mit dem Slogan "Jeder Treffer zählt" wurde die Brücke zwischen den beiden beliebten Sportarten geschlagen. Was auch der unübersehbare Aufdruck ihrer speziell angefertigten Sweatshirts zum Ausdruck brachte. Ein Gruppen-Mitglied erläuterte augenzwinkernd: "Wir beobachten hier ganz genau, wie man trifft. Und dann erklären wir unseren Stürmern, wie's geht!"
Und so pendelten sie täglich mit dem ersten Shuttlebus von Inzell aus in die „Chiemgau-Arena“. Ein flotter Marsch zu den Eingangskontrollen, und rasch „flog“ die Vorhut der Gruppe zielsicher zur langgestreckten Tribüne. Nochmals das Ticket einscannen – schon wurden die Treppen zu „Block A“ geschwind erklommen. Dreimal gelang es gar, Plätze in der allerersten Reihe zu ergattern. An den beiden anderen Tagen stand die Fairplay-Gruppe nur unwesentlich höher an einem Wellenbrecher.
Dem Quintett bot sich also ein hervorragender, direkter Blick auf den Start-, Ziel- und Wechselbereich (bei Staffelrennen) sowie den Schießstand. Sie standen in Höhe der ersten von insgesamt 30 Bahnen, welche stets von rechts nach links durchnummeriert sind. Stand 1 befand sich demnach am rechten Rand des Schießstandes. Unmittelbar vor den Augen der Fairplay-Leute. Eine große Videoleinwand tat ihr Restliches dazu, um auch das Geschehen entlang der Strecke außerhalb des Stadions zu verfolgen.
Die Stahlrohr-Tribüne fasst maximal 9.000 Zuschauer. Zusammen mit dem direkten Umfeld der Zuschauerränge im Stadionbereich können dort 12.000 bis 14.000 Besucher die Wettkämpfe verfolgen. Damit zählt die Arena am Zirmberg (700 Meter ü. NN) zu den modernsten Wintersportarenen der Welt. Sie ist unbestritten das sportliche Herzstück Ruhpoldings. Laut Pressechef Markus Stuckmann kamen an den fünf Wettkampf-Tagen insgesamt 67.000 Fans in die Chiemgau Arena zum 2016er Ruhpoldinger Biathlon-Weltcup.
Die Veranstaltung wurde von den Verantwortlichen wie auch vom Fairplay-Quintett in jeder Hinsicht als ein voller Erfolg bewertet. Sowohl logistisch als auch sportlich. Mit dem zweiten Platz der deutschen Damenstaffel hinter Olympiasieger Ukraine (2014) gab es am Sonntag einen herausragenden Abschluss. Nach der guten Startläuferin Nadine Horchler und zwei Strafrunden von Miriam Gössner mit über zwei Minuten Rückstand schon aussichtslos im Hintertreffen, sorgten Maren Hammerschmidt und Laura Dahlmeier fast für die absolute Sensation. Die deutsche Schlussläuferin musste sich dann aber im dramatischen Zielsprint um gerade mal 1,2 Sekunden der Ukrainerin Olena Pidhruschna hauchdünn geschlagen geben. Die beiden deutschen Biathletinnen zeigten eine unglaubliche Aufholjagd. Die auf gleicher Stufe mit dem Überraschungssieg von Erik Lesser im Massenstart am Samstag stand, wo dieser mit Startnummer 30 als Letzter Starter erstmal das Feld vor sich hertrieb. Um dann als gefeierter Sieger die Ziellinie zu überschreiten! Unbeschreiblich, wie frenetisch die 21.000 Zuschauer in der restlos ausverkauften „Chiemgau Arena“ den Sieger feierten: „Gut – Besser – Lesser!“ Oder „die Letzten werden die Ersten sein!
Der Minderheit unbelehrbarer Fußball-Chaoten sei ins Gewissen geschrieben: Hier trafen sich Biathlon-Anhänger aller denkbaren Nationalitäten und Fans der unterschiedlichsten Athleten, um gemeinsam zu feiern und jeden einzelnen Aktiven vorbildlich anzufeuern! Sämtlichen Sportlern wurde enthusiastisch zugejubelt. Ein kunterbuntes, internationales Fahnenmeer bestimmte immer wieder die prächtige Kulisse. Mittendrin zeigte die Fairplay-Gruppe mit ihren FCK-Flaggen unübersehbar Präsenz. Diese beispiellose Unterstützung der begeisterten Zuschauer galt insbesondere den Biathleten, welche als Letzte die Ziellinie überschritten.
Überhaupt der Samstag – der hatte es mit zwei Wettbewerben (jeweils Massenstart der Frauen und Männer) in sich: Mehr als zehn Stunden standen die Fairplay-Leute auf ihrem Tribünen-Plätzen! Liefen nur hin und wieder ein wenig umher, um Verpflegung zu holen oder die Toiletten zu aufzusuchen (überall lange Schlangen). Allein zwischen den beiden Starts mussten die Zuschauer länger als vier Stunden ausharren! Verantwortlich dafür? Natürlich die Fernsehanstalten! Ausnahmslos ihre Einschaltquoten im Blick wurden die Belange der Zuschauer im Stadion von den planenden Sendeleitern vollkommen ignoriert. Übereinstimmungen zu den unsäglichen Spielansetzungen im Fußball sind unverkennbar!
Dabei gestaltete sich der Samstag alles andere als optimal. Starker Schneefall stellte die Fairplay-Gruppe vor extreme Probleme: Der rund 200 Meter lange ansteigende schmale Weg von der Hauptstraße zum Quartier musste morgens erst freigeschaufelt werden, offenbarte sich abends dann sogar als unüberwindbares Hindernis. Indessen hatte der Tag noch mehr solcher Versuche im Petto, die Gruppe durch weitere Ärgernisse zu triezen: Wegen der notwendigen morgendlichen Schneeräumung wurde der erste Bus in Inzells Dorfmitte verpasst, eine FCK-Fahne und ein Ohrring gingen verloren, ein Autoschlüssel schien im tiefen Schnee unauffindbar, dazu wurde ein Jackenverschluss (…bei heftigem Schneefall eine mittlere Katastrophe!) sowie einige weitere Dinge des alltäglichen Bedarfs gefetzt! All diese „Scharmützel“ konnten allerdings die allgemeine Freude und Begeisterung keineswegs trüben. Sie wurden ganz einfach ignoriert.
Sonntags, am letzten Wettkampftag, zogen die Fairplay-Leute beim Abmarsch einen Abstecher ins große Festzelt der Chiemgau-Arena dem langen Warten auf einen der Pendelbusse vor. Die im Stadionzelt aufspielende berühmt berüchtigte Gruppe „WM-Musi“ sorgte für bombastische Stimmung. Diese krönten die Fußballfreunde durch eine optisch beeindruckende Einlage mit FCK-Schals und FCK-Fahnen. Und alle feierten kräftig mit. Vor allem die Norweger. Sogar russische Gäste, welche sich während der Tage immer wieder im Umfeld der Fairplay-Leute aufhielten. Nur „Bayern Fahnen“ – die konnte man nirgendwo sehen…!
Insgesamt beurteilte das Fairplay-Quintett das Preis-Leistungsverhältnis auf dem Gelände, insbesondere im idyllischen Hüttendorf mit all seinen kulinarischen Angeboten, als angemessen. Ein besonderes Lob stellten sie den Pistenverantwortlichen aus. Die waren täglich bis zu 20 Stunden im Einsatz. Mit Regen, Föhn, Sturm und Schnee stellte sich alles ein, was die Präparierung sowie die Situation im Umfeld des Stadions (Parkplätze, Zufahrtsstraßen und -Wege etc) erschwerte. Trotzdem gelang es den zahlreichen Helfern immer wieder, allerorts optimale Verhältnisse für jedermann zu schaffen. Eine unglaubliche Leistung!
Aber das Quintett besuchte nicht nur den IBU-Biathlon-Weltcup. Sie reisten zwei Tage früher als geplant an – und blieben deswegen auch einen Tag länger! Welch glückliche Entscheidung! Denn ausgerechnet der anfangs als Rückreisetag auserkorene Montag zeigte sich von seiner allerbesten Seite! Der einzige wolkenfreie Sonnentag (…nach heftigen Schneefällen) bescherte ein wahres Winter-Bilderbuch-Märchen. So, wie man es sich nicht schöner vorstellen kann. Als ebenso passende wie faszinierende Umgebung dafür wählten die Fünf den 1.671 Meter hohen Rauschberg. Ein mehrgipfeliger Gebirgsstock in den Chiemgauer Alpen südöstlich von Ruhpolding. Den gleichnamigen, westlich gelegenen Gipfel erklommen sie mit der 1953 erbauten Rauschbergbahn, einer Großkabinen-Seilschwebebahn für Pendelbetrieb mit einer schrägen Länge von 1.650 Metern. Mit nur einer Stütze überwindet sie einen Höhenunterschied von 950 Metern (Talstation 700 m, Bergstation 1.650 m).
Zuvor statteten die Fußballfreunde Reit im Winkl und Kössen (Österreich) einen Besuch ab. Ferner schauten sie sich Inzell sowie Ruhpolding an, wo sie auch dienstags ab 19.30 Uhr im Champions-Park an der Eröffnungsfeier teilnahmen. Dieses Gelände mit seinen zahlreichen Hütten und Ständen bot alles, was das Biathlonherz begehrte: Fanartikel, Brotzeiten und Getränke aller Art. Falls man es bei dem Gedränge überhaupt nach vorne an die Theken schaffte!
Dort, wie auch vor Beginn der Wettkämpfe im Stadion, herrschte eine einzigartige Stimmung! Die drei Moderatoren Laura, Harry und Geri, dazu DJ Lumpi mit dem Stadion TV und den zahlreichen Maskottchen „Beppos“ heizten täglich so richtig ein! Der zum Feier-Zentrum umdisponierte Kurpark wurde kurzerhand zum Herzstück der Ruhpoldinger Party-Meile im autofreien Ortszentrum während der Weltcuptage. Neben der Eröffnungsfeier fanden am Abend hier auch die offiziellen Siegerehrungen statt. Diese allerdings ohne Fairplay-Beteiligung. Denn die Fußball-Anhänger zogen ein genussvolles Abendessen in einem der gemütlichen oberbayerischen Gasthöfe und ein geselliges Beisammensein dem neuerlichen Trubel vor. In der „Chiemgau-Arena“ wurden die 6 Erstplacierten im direkten Anschluss an die Rennen durch eine schlichte „Flower-Zeremonie“ geehrt.
5 Fairplay-Mitglieder entflohen also Anfang Januar dem sogenannten „Winter“ in Rheinland-Pfalz und tauchten ein in den "richtigen Winter“! In Oberbayern. Dachten sie jedenfalls. Denn die bei der Anreise allerorts frühlingshaft grüne Alpenlandschaft stand am ersten Tag unter einer schier unglaublichen Dauerregen-Berieselung. Danach fehlte es keineswegs an Abwechslung: Winterliche Temperaturen, starke Bewölkung, einige Stunden Kaiserwetter, ein Tag mit anhaltendem starken Schneefall (ca. 30 cm Neuschnee) und zum Abschluss ein herrlicher Sonnentag bescherten dem Quintett alle denkbaren Wetterkapriolen.
So kann man den Slogan der Reise als Fazit des Abstechers zum Biathlon in leicht abgewandelter Form bedenkenlos übernehmen: „Jeder Treffer zählt“ müsste dann heißen „Jeder Tag ein Treffer!“
Nachfolgend einige IMPRESSIONEN der Biathlon-Tage von Ruhpolding: