Extrem fanfeindliche, erst kurzfristig erfolgte Terminierungen der Zweitliga-Spiele des 1. FCK ließen es bedauernswerter Weise nicht zu, im Verlauf der Saison 2015/16 eine gemeinsame Busfahrt zu einem Auswärtsspiel der "Roten Teufel" durchzuführen. Diese unbefriedigende Situation kurzerhand unter "Pech gehabt" abhaken? Nein, so einfach geht das beim "1. FCK-Fanclub-Fairplay" nicht! Da ist Kreativität und Einfallsreichtum gefragt. Alternativen wurden gesucht - und gefunden!
Und so machten sich am Samstag, 11. Juni 2016 frühmorgens insgesamt 48 Teilnehmer auf große Fahrt! Mit dabei auch eine 12-köpfige Gruppe aus dem Behinderten-Wohnheim "St. Martin" in Landstuhl. Wie immer finanzierte das "Rollstuhl-Sonderkonto" des Fanclubs Fairplay die anfallenden Kosten für die gehandicapten Teilnehmer. Ebenfalls im Bus dabei 12 Gäste - darunter mit Gerhard Ahrens ein Mitglied der legendären "Walter-Elf" aus den 50er-Jahren in Begleitung seiner Gattin. Uli Katzenberger steuerte einen speziellen Rollstuhlbus, den die Westpfalz-Werkstätten zur Verfügung gestellt hatte! Dafür vielen herzlichen Dank! Die Reise führte auf diversen Umleitungsstrecken zuerst nach Hauenstein, dann zum Mummelsee und zu guter Letzt nach Baiersbronn-Obertal. Die Tour versprach also Sport, Natur, Geschichte und einen besonderen kulinarischen Höhepunkt! Zudem viel Spaß und gute Laune!
Aber der Reihe nach: In der beschaulichen Wasgau-Gemeinde steuerte der Bus das pfälzische Sportmuseum an. Dank der von Rolf Conrad und Thomas Butz beim pfälzischen Sportbund organisierten 20 Freikarten hielten sich die fälligen Eintrittsgelder für die Fanclubkasse in überschaubarem Rahmen. Im Verlauf einer lehrreichen Führung erfuhren die in zwei Gruppen aufgeteilten Reise-Teilnehmer vieles über die Entstehung und Entwicklung des pfälzischen Schuh- und Sportgeschehens. Auf 250 Quadratmeter, verteilt in drei unterschiedlich großen Räumen, legen im sportlichen Teil der Ausstellung über 450 Exponate und zahlreiche Informationstafeln Zeugnis von der Entwicklung des Sports seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die heutige Zeit ab. Diverse Filme und Fotografien ergänzen die ausgestellten Exponate. Zu sehen sind Büsten, Urkunden, Sportschuhe, Rennräder, Medaillen und viele weitere Sportutensilien mehr. All diese Ausstellungsstücke lassen die chronologisch dargestellte pfälzische Sportgeschichte lebendig werden.
Bestens informiert – und gestärkt durch frisch angelieferte Fleischkäsbrötchen - lag nun eine längere Fahrstrecke vor der bunt zusammengestellten Reisegruppe. Die dennoch kurzweilig verlief. Ausgefüllt durch allerlei Aktivitäten. So musste jeder einzelne eine absolut elementare Entscheidung treffen: "Was soll's zum Abendessen sein"? Die Wahl aus der verteilten, 17 Gerichte umfassenden Speisekarte, fiel nicht leicht! Die anschließende telefonische Vorbestellung erleichterte den Wirtsleuten ebenso ihre Arbeit wie sie für einen zügigen Ablauf des gemeinsamen Abendessens sorgte. Weiter ging’s mit den Beschäftigungen im Bus: Nun stand die Wahl des "Spieler des Jahres" an. Erst alle Möglichkeiten durchchecken, das Formular beschrifteten und abgegeben – Fairplay-Fahrten sind gewiss keine reine Erholungs-Touren!
Dennoch blieb Zeit für etwas „Augenpflege" bei den Einen, für ein wenig fachsimpeln bei den Anderen - und schon stand der Bus auf dem Parkplatz des Mummelsees. Ein kleines, beschauliches Gewässer, das die Fußballfreunde mit einigen bedrohlich klingenden „Donnerschlägen“ begrüßte! Der See liegt direkt an der Schwarzwaldhochstraße (B500) zwischen Baiersbronn und Baden-Baden. Das relativ kleine Gewässer ist nur 3,7 Hektar groß und 17 Meter tief. Mit 1.032 m ist er der höchstgelegene eiszeitliche Karsee im Schwarzwald. Durch seine ungewöhnliche Lage und die urwüchsige Vegetation rankten sich in früheren Zeiten viele Sagen und Legenden um den Mummelsee, in denen Wassernixen und ein Unterwasserkönig eine Rolle spielen. Hier blieb genügend Zeit, den Aufenthalt individuell zu gestalten: Kaffeetrinken, bummeln und schauen entlang der auf Touristen ausgelegten vielfältigen Angeboten. Einige trauten sich trotz der bedrohlichen Wetterlage zu einem halbstündigen Spaziergang rund um den malerischen See. Während sich die Hornisgrinde, mit 1.170 m die höchste Erhebung des Nordschwarzwalds, in dichten Nebelschwaden versteckte, erreichten alle trocken Fußes ihren Ausgangspunkt.
Die Fahrt zum letzten Etappenziel des Ausflugs dauerte nur gut 20 Minuten - und schon hieß es erneut "aussteigen". Direkt am Hotel-Gasthof „Blume" in Obertal. Genau dem Haus, wo im April 1954 Bundestrainer Sepp Herberger seine Spieler zu einem Lehrgang versammelte: Als „kameradschaftsbildende Maßnahme“, wie man seinerzeit zu sagen pflegte. Im dritten Jahrtausend würde man das eher als "Teambuilding" bezeichnen. Gleich wie, bekanntlich hat’s bestens funktioniert! Und genau über diese Zeiten plauderte die Seniorchefin des Hauses, die 78-jährige Erika Huß. Informationen aus erster Hand über eine geschichtsträchtige Epoche. Mit viel Herzblut und Liebe zum Detail vorgetragen. Anekdoten, wie sie die gespannte Hörerschar noch nie zuvor vernommen hatte! Größte Aufmerksamkeit und viele neugierige Fragen ließen die Zeit verfliegen. Dass Frau Huß dann auch noch einige von Fritz Walter signierte Festschriften anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der „Blume“ aus dem Jahr 1992 an Interessierte verteilte, stieß bei den Beschenkten auf ebenso große Freude wie Dankbarkeit.
Nachdem Fairplay-Mitglied Joachim Högner der Seniorchefin ein von Horst Eckel, Ottmar Walter und Gerhard Ahrens signiertes „Fritz-Walter-Shirt“ als Dank für ihre spannenden Ausführungen überreicht hatte, stand schon der nächste Höhepunkt bevor: Das gemeinsame Abendessen (für Mitglieder und die Gruppe aus dem Wohnheim frei). Dabei wurde allen deutlich: Die Aussage „Wir sind Gastronomen mit Liebe und Leidenschaft“ aus der „Blume-Homepage“ ist keine leichtfertig, werbewirksam geäußerte Floskel! Denn die Familie Andrea und Theo Huß betreibt ihr Hotel, Gasthof und Restaurant in Baiersbronn-Obertal mit herausragender Qualifikation und ungebrochen großem Idealismus (bereits in der 5. Generation seit 1867). Wovon sich alle Fairplay-Reise-Teilnehmer überzeugen konnten: Küchenchef Theo und sein Team übertrafen sich bei der Zubereitung der leckeren Gerichte einmal mehr! Ebenso die agile, freundliche Servicecrew um seine Frau Andrea. Sogar Petrus wollte sich den nostalgischen Begebenheiten im Hotel-Gasthof Blume nicht verschließen: Passend zu dem Abstecher in die Vergangenheit mit seinen besonderen Momenten bescherte er der kleinen Gemeinde Obertal allerfeinstes „Fritz-Walter-Wetter“!
Pünktlich, wie im geplanten Zeitrahmen vorgesehen, startete der Bus dann zur Heimfahrt. Und es verwunderte niemand, dass alle bestens bewirtet und zufrieden in ihren Bussesseln versanken. Nach knapp drei Stunden wurde der Ausgangsort in Landstuhl erreicht. Womit einmal mehr eine Fairplay-Fanclubfahrt ihr gutes Ende fand. Extrem fanfeindlichen, kurzfristig erfolgten Terminierungen der Zweitliga-Spiele des 1. FCK zum Trotz.