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Mit dem FCK in Münster: Mehr als "Pleite, Pech und Pannen"

04. Februar 2019

Die von Max Schautzer konzipierte und bis 2003 moderierte ARD-Comedy-Show „Pleiten, Pech & Pannen“ (Start am 30. März 1986) könnte Pate gestanden haben für den zweitägigen Kurztrip dreier Fairplay-Mitglieder nach Münster. Bei der Neuauflage (ab 28. Dezember 2014) führte Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers drei Jahre lang durch das Programm. Am ersten Februar-Wochenende des Jahres 2019 fühlte sich das Trio irgendwie in eine weitere Folge integriert. Ereignisse rund um das Drittligaspiel des FCK beim SC Preußen Münster (0:2) entsprachen weithingehend dem Anforderungsprofil dieser beliebten Fernsehsendung.

 

Der Auftritt der Männer vom Betzenberg im Preußen-Stadion vor 10.008 Besuchern, davon rund 1.500 Gästefans, passte perfekt in die Kategorie „Pleite“! Das enttäuschende Gekicke unter der souveränen Leitung von Bundesliga-Schiri Manuel Gräfe führte zu einer völlig überflüssigen Niederlage. Vor allem auf Grund der absolut untauglichen Durchschlagskraft des Teams von Trainer Sascha Hildmann. Die Einheimischen führten perfekt vor, woran es beim FCK haperte: Sie erzielten aus vier Chancen zwei Tore (Heidemann 22., Akono 44.). Die Lauterer Akteure dagegen versagten einmal mehr vor des Gegners Kasten selbst bei klarsten Einschussmöglichkeiten.

 

Dass der SC Preußen Münster im Jahr 1951 dem FCK im Endspiel 1:2 unterlag und den Lauterern somit die erste Deutsche Meisterschaft bescherte – daran erinnerte ein großes Transparent vor dem Gästeblock im Stadion: „1951 – Das erste Meisterstück der Walter-Elf“. Natürlich garniert mit einem (teuren) Feuerwerk! Provozierend die Aktion der Lauterer Ultras kurz vor Schluss: In der 82. Minute hielten sie ein Transparent hoch mit der Aufschrift: „Endlich sind die SCP-Ultras zurück“. Dem folgte ein zweites: „Und eure Fahne ist auch wieder da“. Kurze Zeit später hängten sie eben diese Fahne falsch herum an ihrem Zaun auf. Sie präsentierten dem einheimischen Lager eine vor 8 Jahren geklaute Blockfahne der daraufhin aufgelösten Gruppierung „Curva Monasteria“ (gemäß dem Ultrakodex). Dermaßen gereizt kletterten einige SCP-Ultras aus ihrem Block. Vier Vermummte erreichten sogar das Spielfeld. Die Polizei rückte mit einer Hundertschaft an, damit die Situation nicht eskaliert. Was zu einer 7-minütigen Nachspielzeit führte.

 

Als „Pech“ konnte man die winterlichen Witterungsbedingungen bezeichnen. Deswegen konnte der ICE 604 die Strecke durch den Westerwald nur in gedrosseltem Tempo befahren. Die 200-Stundenkilometer-Marke wurde ganz selten erreicht. Mit der Folge, auf Grund der eingehandelten Verspätung in Köln den vorgesehenen Anschlusszug zu verpassen. Was sich zu guter Letzt jedoch als nicht ausschlaggebend herausstellen sollte. Denn auch die dritte Kategorie angesprochener Fernsehsendung, die Gattung „Panne“, wurde ausführlich versorgt. Ebenfalls von der Deutschen Bahn. Denn der IC 2310 „Nordfriesland“ fiel komplett aus. Und die nächste mögliche Reisemöglichkeit fuhr erst mit weiteren 15 Minuten Verzögerung zur planmäßigen Abfahrtszeit in den Bahnhof der Domstadt ein. Grund: Eine verspätete Zugbereitstellung. Somit erwiesen sich auch diese Platzreservierungen als hinfällig. Denn bereits auf der Strecke von Landstuhl nach Mannheim fehlten die gebuchten Sitzplatzreservierungen. Für den regulären EC 2017 verkehrte am frühen Morgen ein Ersatzzug. Um das Durcheinander komplett zu machen, mit einer entgegengesetzten Wagenreihung. Die Bahn gab sich an diesem Tag wieder einmal alle nur erdenkliche Mühe, die Sparte „Panne“ umfassend zu bedienen! Zur Ehrenrettung sei allerdings erwähnt, dass die Rückfahrt im IC 2217 bis Koblenz und anschließend in der RB 4120 entlang der Moselstrecke (einer der reizvollsten Bahnlinien Deutschlands) nach Trier und weiter über Saarbrücken reibungslos, sogar auf die Minute pünktlich funktionierte! Geht doch!

 

Es würde den „zwei Tagen Münster“ allerdings nicht gerecht, den Aufenthalt im Westfälischen auf „Pleite, Pech und Pannen“ zu reduzieren. Dem war bei weitem nicht so! Denn die Zeit im Westfälischen entpuppte sich als absolut lohnenswert und gewinnbringend. Schon das Quartier im Hotel Windthorst erfüllte die Erwartungen! Klein, aber fein - so lässt es sich am besten beschreiben. Nur gut 200 Meter vom Bahnhof entfernt, erreichten wir in wenigen Gehminuten bequem alle wichtigen Plätze der Innenstadt. Und davon gibt’s mehr als genug!

 

Denn Münster steht ebenso für Geschichte wie für Zukunft. Die Universitätsstadt (rund 55.000 Studenten) ist gleichermaßen eine Kulturhochburg, Bischofssitz und Fahrradparadies. Einer Umfrage aus dem Jahr 2005 zufolge hatten nur 7 % der Münsteraner kein Fahrrad. Immerhin fast 45 % besaßen zu diesem Zeitpunkt zwei oder mehr Drahtesel. Somit hat die Stadt den höchsten Radverkehrsanteil in Deutschland. Dass eine 1.200 Jahre alte Metropole jung sein kann, vermittelte das lebendige Stadtflair mit vielfältigen Freizeit- und Einkaufsangeboten. Münster überzeugte mit seinem faszinierenden Stadtbild. Besonders beeindruckend sind die wunderschönen Arkaden und Giebelhäuser des Prinzipalmarktes. Moderne und historische Architektur gehen in Münster Hand in Hand. Dazu tragen ebenso die bedeutenden Kirchen wie St. Lamberti und der mächtige St. Paulus Dom am großzügigen Domplatz bei. Imponierend sind die herrlichen Barockbauten vom großen Baumeister Johann Conrad Schlaun, etwa die sechseckige Clemenskirche und das Schloss Münster.

 

Genau so bedeutend wie die historischen Steine ist die Promenade für die Stadt. Der autofreie asphaltierte Weg zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten, ist ca. 4.500 m lang und auf ganzer Breite den Fußgängern vorbehalten. Fahrräder dürfen hier fahren, sind allerdings zu Rücksicht verpflichtet. Der komplett von Linden gesäumte grüne Ring umschließt die Altstadt und grenzt sie deutlich von den umliegenden Stadtteilen ab. Die Promenade entstand auf dem früheren Befestigungsring um die Stadt.

 

 

Nach ihrer Ankunft begaben sich die pfälzischen Fußballfreunde auf einen ausgedehnten Rundgang durch Münsters historische Altstadt. Sie schauten sich alle sehenswerten Gebäude und Plätze an. Vor der Rückreise am Samstagmittag marschierten zwei Fairplay-Mitglieder entlang der Promenade zum 2,3 Kilometer entfernten Fürstbischöflichen Schloss. Das prunkvolle Gebäude wurde in den Jahren 1767 bis 1787 im Stil des Barock für Münsters vorletzten Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels erbaut.

 

 

Ein gerne wahrgenommener Zufall bescherte dem Fairplay-Trio unerwartet einen gemütlichen Abend im erweiterten FCK-Freundeskreis in der Pizzeria „Lido a casa“ (Wolbecker Straße 16a). Im Stadion saßen Mathias und Markus unweit von Helga und Gabi auf der Haupttribüne in Block F. Im Gespräch stellte sich heraus, dass die beiden ebenfalls im Hotel Windthorst logierten. Gemeinsam fuhr die Fünfergruppe nach dem Spiel im stimmungsvollen Shuttlebus zurück zum Bahnhof. Ein Münsteraner sah sich auf Grund der ebenso lauten wie leidenschaftlichen Fangesängen zur erstaunten Aussage veranlasst, „was wäre hier los, wenn die auch noch gewonnen hätten?“

 

Nach dem Ausstieg am Bremer Platz machte sich die „sich-zufällig-gefundene-Westkurven-Block 9/1-Gruppe“ auf die Suche nach einem geeigneten Lokal. In relativ kurzer Zeit fand sich was Passendes. Drei große an der Hauswand angebrachte Buchstaben („Bit“) führten zum Ziel. Nicht nur zum Pizzaessen, vielmehr ließ die entspannte Atmosphäre in dem Lokal die Stunden verfliegen. Auch der Ärger über das wenig erbauliche Auftreten der Mannschaft hielt sich nicht mehr allzu lange…

 

Kurz zusammengefasst lässt sich die kreisfreie Stadt Münster am Flüsschen Münsterschen Aa so beschreiben: Wissenschaftsstadt, Skulpturenstadt, Stadt des Westfälischen Friedens, Fahrradstadt, Hansestadt – eine lebendige Großstadt mit vielen Gesichtern.

 

Es war halt mal wieder wie so oft in den letzten Jahren: Das Fairplay-Trio erlebte zwei eindrucksvolle, schöne Tage – mit Ausnahme des Spiels und der Bahnanreise! Was man bei letzterem allerdings mit einer Portion Gelassenheit und Routine entspannt bewerkstelligt kriegt. In Bezug auf das Auftreten der Mannschaft und die daraus resultierende Niederlage ist das dagegen mit der Besonnenheit nicht immer ganz so einfach. Dennoch schafften es die Fairplay-Mitglieder immer wieder, nach einer kurzen Phase des Ärgerns den Schalter umzulegen. Um die Stunden des Aufenthalts entspannt zu genießen. Ereignisse der Kategorie „Pleite Pech und Pannen“ durften nie die Stimmungslage beherrschen. Auch bittere Niederlagen richtig einzuordnen, damit gelassen umzugehen, versprach allzeit den gewünschten vergnüglichen Aufenthalt in sehenswerten Städten rund um Auswärts-Begegnungen des FCK. So auch in Münster…!