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100 Jahre Fußball auf dem Betzenberg

12. Mai 2020

„De Betze“ ist 100 Jahre alt. Geschichte, Tradition, Emotionen und unvergessliche Fußballspiele – das ist der Lauterer Betzenberg! Die Kultstätte, nicht nur für pfälzische Fußballanhänger, ist eines der populärsten Stadien Deutschlands. Am 13. Mai 1920 wurde der Sportplatz Betzenberg eröffnet. Rheinmeister FC Pfalz Ludwigshafen gewann das Spiel auf einem Sandplatz 2:0.Die circa 3.500 Zuschauer verteilten sich auf Rängen südlich des Spielfelds und auf einer kleinen Holztribüne. Schon 1926 stand ein erster Rasenplatz zur Verfügung. Noch vor der Machtergreifung der Nazis wurde der Sportplatz als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gegen die Massenarbeitslosigkeit auf ein Fassungsvermögen von 18.000 Zuschauer erweitert. 

Mit Fritz Walter begann der sportliche Aufstieg des FCK zu einer deutschlandweit bewunderten Mannschaft. Durch die Glanzzeit der „Walter-Elf“ - verbunden mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaften 1951 und 1953 sowie dem WM-Titel 1954 mit fünf Lauterer Spielern - gewann der Betzenberg gleichermaßen an Reputation. Wenn auch die Endrundenspiele im größeren Südwest-Stadion in Ludwigshafen stattfanden. Im Jahr des zweiten nationalen Titelgewinnes wurde das Stadion erstmals nennenswert erweitert – auf eine Kapazität 30.000 Zuschauer. Mit Einführung der Fußball-Bundesliga 1963 erreichte das Fassungsvermögen nach weiteren Baumaßnahmen sogar 38.000 Zuschauer. 

Große, unvergessene Spiele auf nationaler wie internationaler Ebene folgten. In den 80er Jahren gab es auch nennenswerte Konzerte – beispielsweise von Bob Marley oder Fleetwood Mac. Auch das Nato-Musikfestival gehörte zum festen Programm. 1978 begradigte und überdachte man die Ostkurve, 1986 die legendäre Westkurve. Am 65. Geburtstag Fritz Walters (31. 10. 1985) wurde der „Betze“ - wie er auch heute noch im Volksmund genannt wird - umgetauft und hieß offiziell „Fritz-Walter-Stadion“. Die legendären 90er bescherten alles auf dem Betzenberg, was man im Fußballsport erleben kann. Höhen und Tiefen. Meisterschaften, Pokalsiege, UEFA-Cup-Euphorie und Champions-League-Spiele. Aber auch Dramen wie das tragische Ausscheiden gegen den FC Barcelona oder den tränenreichen ersten Abstieg 1996. Dabei wähnte man sich doch nach 57 Jahren ununterbrochener Erstklassigkeit als „unabsteigbar“! In dieses bewegende Jahrzehnt fiel auch der Neubau der Nordtribüne 1994 - erstmals mit einem Bereich für VIP-Gäste – sowie der Erweiterung der Südtribüne (1998).

Auch die Damenwelt feierte auf dem Lauterer Betzenberg einen bedeutenden Triumph - 1995 gewann die DFB-Auswahl hier gegen Schweden (3:2) den dritten Europameistertitel. Außerdem fanden zwei weitere Begegnungen der DFB-Frauen-Nationalmannschaft auf dem Betzenberg statt (1988 & 1991). Die deutsche Herren-Nationalmannschaft gastierte insgesamt zehnmal zu Länderspielen in Kaiserslautern (sowie 1987 ein B-Länderspiel). Zudem trugen die USA und Polen 2006 im „Fritz-Walter-Stadion“ ein Vorbereitungsspiel für die Weltmeisterschaft aus.

Mit dem sensationellsten Erfolg des FCK – als Aufsteiger Deutscher Meister 1998 – begann eigentlich auch der Absturz des pfälzischen Vorzeigeklubs vom „höchsten Fußballberg“ Deutschlands. Obwohl dem „Fritz-Walter-Stadion“ ein weiterer Höhepunkt erst bevorstand: Als Spielstätte bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit 5 Begegnungen. Das Fassungsvermögen wurde dafür auf 49.850 Zuschauer erhöht. In Ausnahmefällen durften sogar mehr als 50.000 ins Stadion. Der Rekordbesuch mit 50.754 Zuschauern datiert vom 6. Mai 2006 im Spiel des abstiegsbedrohten FCK gegen den neuen deutschen Meister FC Bayern München (1:1).

Enorme Kosten (insgesamt 75 Millionen Euro) für die Erweiterung führten neben Missmanagement zu einem dramatischen Niedergang des FCK. Das bis dahin vereinseigene Stadion musste 2003 an eine neugeründete Stadiongesellschaft (100-prozentige Tochter der Stadt Kaiserslautern) für 60 Millionen Euro verkauft werden, um den Verein zu retten. Das nach dem erneuten Abstieg 2006 für die zweite Liga viel zu groß dimensionierte Stadion verschärfte die wirtschaftlichen Probleme des FCK existenziell. Der Absturz in die dritte Liga 2018 ließ die Sorgen ins uferlose wachsen. Das Wort „Insolvenz“ kreiste als bedrohlicher Dauergast um den Berg.

Es fehlte allenthalben ein „Plan B“ (für die 2. Liga) – geschweige denn hatte jemand einen „Plan C“ parat (für die 3. Liga). So wuchs die Befürchtung, dass das „Fritz-Walter-Stadion“ auf dem Betzenberg 100 Jahre nach dem ersten Spiel an diesem Ort bald nur noch eine leere, vor sich hinvegetierende Betonwüste werden könnte. Es sei denn, es geschieht auf dem legendären, bis dahin unverwüstlichen „Berg“ oberhalb Kaiserslauterns ein weiteres Wunder. Ein Wunder mit Namen „finanzkräftigem Investor“…! Ein schöneres (…und wichtigeres!) Geburtstagsgeschenk könnte es für „de Betze“ nicht geben!

Nachfolgend eine Bildergalerie mit Schwerpunkt auf den letzten 50 Jahren. Ein besonderer Dank geht an Eric Lindon für die drei Aufnahmen aus den 20er und 30er Jahren.