„Das Leben ist kein Wunschkonzert“ - eine Redensart, deren Urheberrecht übrigens Franz Beckenbauer zugeordnet wird. Wer kennt diese oft leichtfertig dahingesagte Floskel mit unbestrittenem Wahrheitsgehalt nicht. Ist dem wirklich so? Naja, es gibt Ausnahmen. Die dann allerdings meist in einem dramatischen Zusammenhang stehen. Im speziellen Fall ist der Wünschewagen des ASB mit dem Motto „letzte Wünsche wagen“ gemeint. Um was es sich bei dem Angebot des Wohlfahrtsverbands genau handelt, erklärt die Website der Hilfsorganisation:
„Schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Wunsch zu erfüllen – das ist die Aufgabe der ASB-Wünschewagen. Seit über fünf Jahren bringen engagierte Samariterinnen und Samariter mithilfe des ausschließlich aus Spenden finanzierten Projekts Menschen am Ende ihres Lebens gut umsorgt noch einmal an ihren Lieblingsort“.
Die betreffende Anfrage ging bei mir in meiner Eigenschaft als FCK-Behindertenfanbeauftragter relativ spät ein. Gerade mal vier Tage vor dem anvisierten Spiel. „Wir wissen nicht, ob die betreffenden Personen aus dem Landstuhler Hospiz bei der darauffolgenden Begegnung noch in der Lage sind, ins Stadion zu kommen“, so die klare Botschaft der Betreuerin am Telefon.
Ohne allzu große Hoffnungen zu schüren - schließlich erfüllte eine Person nicht mal die 2G+-Regeln - klappte es dann im Endeffekt dank des besonderen Engagements von FCK-Pressechef Stefan Rosskopf doch, diesen zwei schwerkranken Menschen ihren letzten Herzenswunsch zu erfüllen. Und es spricht ja auch für die immer noch vorhandene Strahlkraft des FCK, wenn sich zwei Menschen auf den letzten Metern ihres Daseins nichts sehnlicher wünschen, als noch einmal auf den Betze zu kommen.
Ich durfte sie vor dem Spitzenspiel der dritten Liga FCK (Zweiter) gegen Tabellenführer FC Magdeburg (2:2) am 12. Februar 2022 schon auf dem Parkplatz Süd 1 begrüßen. Mit einem Schal und einen FCK-Wimpel sowie einem Fairplay-Aufkleber und -Flyer als Willkommen Geschenk für beide. Ich erfuhr also unmittelbar, was die Homepage des Wünschewagens wie folgt formuliert:
„Die ASB-Wünschewagen setzen da an, wo Angehörige überfordert sind, wenn ein Fahrgast nur liegend transportiert werden kann, pflegerische medizinische Betreuung benötigt oder die Familie sich den Ausflug allein nicht zutraut. Dank Spenden und des Engagements unserer ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer fahren die Wünschewagen für ihre Gäste kostenfrei. Mitfahren darf jeder, der noch transportfähig ist, das Ziel bleibt dem Wünschenden überlassen – ob ans Meer, ins Stadion, zum Konzert, der Familie oder noch einmal nach Hause. Möglichst jeder Wunsch wird erfüllt“.
Mich berührte es sehr, für ein paar Stunden als kleines Rädchen in diesem beeindruckenden Projekt teilhaben zu dürfen. Neben den beiden Begleitpersonen der zwei Rollis standen fünf weitere ASB‘ler für alle denkbaren Eventualitäten parat - selbst eine Trage für den Notfall, dass jemand nicht mehr sitzen konnte, hätte eingesetzt werden können. Dass alle Vorsichtsmaßnahmen nicht gebraucht wurden, zeigt den problemlosen Verlauf des Aufenthalts dieser nicht alltäglichen Gäste im „Fritz-Walter-Stadion“. Zu deren gelungenen Besuch das gesamte Umfeld rund um ein FCK-Spiel beitrug: Ob im Vorfeld das Ok der Behörden, der flexible Ticketservice oder am Spieltag selbst der bestens instruierte Ordnungsdienst als Beispiele für sämtliche involvierte Stellen. Alle sorgten mit außergewöhnlichem Engagement dafür, dass sich die Gäste aus dem Wünschewagen im „Fritz-Walter-Stadion“ wohl fühlten. Ihnen ihr letzter Wunsch vor dem Verlassen dieser Welt nochmals das erhoffte positive, schöne Stadion-Erlebnis bescherte.
Was offensichtlich gelang, wie die Tage später zugesandte E-Mail verriet: „Es waren alle hellauf begeistert. Seit Samstag hängt am Infusionsständer unseres Fahrgastes der Wimpel des Vereins und rollt durchs Hospiz“. Spätestens der kleine Plüschbär mit ASB-Trikot, den mir das Betreuerteam beim Abschied überreichte, festigte meine gewonnenen Eindrücke. Eindrücke, die einen ganz speziellen Stellenwert in meinem jahrelangen Fanclub-Engagement für die Rollis und in meinem Amt als FCK-Behindertenfanbeauftragter einnehmen. Ist das Leben manchmal also doch ein Wunschkonzert? Ein bedingungsloses „Ja“! Solange es jedenfalls solch engagierte Ehrenamtliche wie die vom ASB gibt!