Im Erfolg lässt der Blick zurück einen großen Sieg noch bedeutender erscheinen. Den gerade erzielten Triumph noch süßer schmecken! So auch beim Aufstieg des FCK nach einer nervenaufreibenden Relegation gegen die SG Dynamo Dresden. Torlos auf dem Betzenberg, dann die Entscheidung durch einen 2:0 Sieg im „Rudolf-Harbig-Stadion“! Unglaublich - erst recht unter Berücksichtigung des miserablen Saisonstarts mit 6 Punkten aus den ersten 8 Spielen!
Da rückten die Gedanken an jene vier zähen, trostlosen Spielzeiten in der verabscheuten, unattraktiven dritten Liga für einen kurzen Moment wieder in den Focus all der ausschweifenden Jubelarien. Jener 27. April 2018 - einer der schwärzesten Tage der FCK-Geschichte: Der Lauterer Traditionsverein stürzte damals nach einer 2:3 Niederlage bei Arminia Bielefeld sogar in die dritte Liga ab! Unglaubliches geschah! Nie für möglich gehaltene vier (!) harte Jahre Drittklassigkeit - mit Insolvenz und der konkreten Gefahr, in die Regionalliga abzugleiten! Und jetzt - nur ein Jahr nach dem knapp abgewendeten Absturz in die Bedeutungslosigkeit - der Aufstieg in Liga zwei! Das vierjährige Martyrium in dieser ungeliebten Liga fand endlich - endlich - endlich - ein Ende! Wer will die gewaltige Gefühlseruption bei den FCK-Anhängern deswegen verdenken?
In Anbetracht dieser Vorgeschichte wunderte es wenig, dass am 24. Mai 2022 - spätestens in der 92. Minute mit Herchers Treffer zum 2:0 - bei den 3.000 mitgereisten FCK-Fans im Dresdener „Rudolf-Harbig-Stadion“, den 7.500 Anhängern beim Public Viewing im „Fritz-Walter-Stadion“ und unzähligen euphorisierten Sympathisanten im weiten Land alle Dämme brachen! Die langersehnte Rückkehr in die zweite Liga ließ die Nacht zum Tag werden! Und am folgenden Mittwoch der Mannschaft auf dem Lauterer Stiftsplatz einen triumphalen Empfang bereiten, der die laxe Meisterfeier der Bayern bei weitem in den Schatten stellte! Ein Drittligist zeigte dem deutschen Meister, wie „feiern“ geht!
Was war das für ein emotionaler Himmelsritt! Die Fans schwebten auf Wolke sieben. Ach was, viel höher! Was wieder einmal bestätigte, dass man sich bei solch historischen Ereignissen an verschiedenen Orten gleichzeitig aufhalten müsste: Im Stadion beim Spiel, auf dem Betzenberg beim Public Viewing, in diversen Lokalen vorm Fernsehgerät oder auch an sonstigen Örtlichkeiten, wo es abging wie selten zuvor!
Die „Nachbereitung“ einiger Fairplay-Mitglieder in Dresden - unter anderem mit einem FCK-Vorstandsmitglied, einem FCK-Aufsichtsrat sowie einem Journalisten des „Kicker Sportmagazins“ im Ibis-Hotel-Foyer - spiegelte ebenfalls die gesamte Gefühlspalette der beschwingten FCK-Gemeinde wider. Wenn sich die Getränkeauswahl auch auf eine Notration beschränkte. Zusammengesetzt aus einem Sixpack, einigen Minifläschchen hochprozentigem und einem immerhin gut gefüllten Getränkeautomaten - anfangs! Die Hotelbar war zu der späten Stunde bereits geschlossen. Die Sachsen wussten offenbar nicht, dass Pfälzer im Land sind…! „Awwer onnerschtwu is onnerscht un halt net wie in de Palz“, um eine Zeile des „Pfalzlieds“ der „anonyme Giddarischde“ mehr als passend zu zitieren.
Der Abschied aus Liga drei wurde also - egal an welchem Ort - überschwänglich gefeiert. Im Gegensatz zu jenem traurigen 27. April 2018 bleibt dieser 24. Mai 2022 als unvergessliches Datum in allerbester Erinnerung bei jedem einzelnen FCK-Fan tief eingebrannt. Für alle Ewigkeit unvergessen! Völlig egal, an welchem Ort man den Aufstieg miterlebte! Jeder wird sich für alle Zeiten an „seine“ persönliche Location erinnern! „Nie mehr dritte Liga“!
Bei aller Begeisterung bleibt weiterhin Demut gefordert: „Vergiss nie, wo du herkommst, denn der Weg zurück ist kurz“.