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2004 Leverkusen

16. April 2004
0:6 in LeverkusenODER: Wie die 1. FCK-Fans dieses Martyrium ertrugen...?Nach der unglücklichen Niederlage in der „AOL-Arena“ gegen den HSV (3:2) und der danach folgenden, recht ansprechenden Leistung (in der 1. Halbzeit) gegen den deutschen Rekordmeister FC Bayern München (0:2 Heimniederlage) im „Fritz-Walter-Stadion“ reisten die 1. FCK-Anhänger (u.a. 7 „Fairplay“-Mitglieder) recht zuversichtlich in die „BayArena“ nach Leverkusen. Weniger was die Siegeschancen betraf als die Aussicht auf eine respektable, dem Abstiegskampf angemessene Leistung, um damit zuversichtlich und gestärkt den sechs folgenden „Abstiegs-Endspielen“ (zum Teil gegen Mitkonkurrenten) entgegenzusehen. Was draus wurde, konnte niemand ahnen. Nicht mal in seinen abscheulichsten Albträumen. Jedenfalls wurden alle Zeuge einer denkwürdigen Partie…FOTO: Die "Fairplay"-Truppe in der "BayArena" von Leverkusen.Lange vor dem Anpfiff gab sich der 1. FCK-Anhang bereits in Bestform. Schon relativ früh (eineinhalb Stunden vor Spielbeginn) verkündeten die „Teufelsjünger“ den vereinzelten Einheimischen in dem schmucken Stadion ihre Sicht der Dinge: „Ihr werdet nie Deutscher Meister!“ Rein stimmlich herrschten also zeitige klare Verhältnisse. Daran konnte auch das bedauerliche frühe Eigentor von Timo Wenzel (2.) nichts ändern. Nach einem kurzen Moment des Schocks, einem tiefen Durchatmen, schallten die „Kai-sers-lau-tern“-Rufe runter auf den Rasen. Als unfehlbares Zeichen zur Attacke. Aber viel mehr als eine vergebene Chance von Hristov sprang dabei nicht heraus. Berbatovs Treffer zum 2:0 (22.) weckte ein „Jetzt-erst-Recht“-Gefühl: „Käm-pfen, Lau-tern, Käm-pfen“ – dass so ein Zwei-Tore Rückstand aufzuholen ist, bewies Jaras Truppe in jener Horrorsaison bereits des Öfteren (in den Heimspielen gegen Berlin und Bochum). An diesem Tag: Fehlanzeige! Beim „1. FCK-Team“ brachen vielmehr alle Dämme. Nur 12 Minuten später spazierte Lucio durch die gesamte, teilnahmslos zusehende Lautrer Abwehrreihe – 3:0 (34.). Dabei rüttelte der brasilianische Abwehrrecke leider nur den Pfälzer Anhang auf, der nun leicht verstimmt „Wir woll’n euch kämpfen sehn“ skandierte. Als Motivation für weitere Rufe gab’s postwendend das 4:0 (37.) kostenlos dazu – ganz drei Minuten später! Ohne jedes Engagement, ohne spürbare Gegenwehr und ohne erkennbaren Willen ergaben sich die lahmen „Roten Teufel“ („Lämmchen“) ihrem Schicksal – am besten hätte absolutes Schweigen diese unvergleichlich lustlose Darbietung kommentiert! Nach dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Stark wusste im Lauterer Block niemand so recht, wie ihm in Durchgang eins geschehen…!FOTO: Die "wahre Hölle" erlebten die FCK'ler in Leverkusen bei der 0:6 Niederlage. Viel schlimmer kann's für Fußballfans nicht kommen...„Blut und Ehre – für die Amateure“, das 5:0 (48.) ganze drei Minuten nach Wiederanpfiff durch Bastürk ließ das Entsetzen unter den Anhängern vom Betzenberg eher schwinden als anwachsen! „Auswärtssieg“ schallte es hämisch aus dem Gästefanblock durch die schmucke Arena. Die von den restlos begeisterten Leverkusener Zuschauern initiierte „Welle“ wurde enthusiastisch mitgemacht. Das Entsetzen der FCK'ler war nun endgültig reinstem Sarkasmus gewichen. Darin drückte sich die ganze Tragik aus, solch ein Desaster wahrhaftig mitzuerleben! Vielleicht kann man auch eine gehörige Portion Stolz darin erkennen, wenn sich Fans einfach selbst feiern? Kein Wunder, bei der praktizierten Arbeitsverweigerung ihrer Spieler. „Oh, wie ist das schön…“, viel mehr Häme geht nicht! Danach Unwiderlegbares: „Ohne Lautern wär’ hier gar nix los“ – dieser Gesang stimmte ebenfalls. Denn gegen eine andere Mannschaft als die unterirdischen Pfälzer hätte Bayer 04 Leverkusen an diesem Tag nie sechs Tore geschossen (6:0 Franca, 55.). Dann ließen die Bayer-Akteure Gnade vor Recht walten und stellten die Torproduktion ein. Sie verzichteten großzügigerweise darauf, die Lauterer-Elf gänzlich in ihre Einzelteile zu zerlegen! Als Dank dafür das „Betze-Lied“: „Wenn am Samstag dann die Massen, in die Bundesligastadien zieh’n, da kann ich es nicht lassen, mich zieht’s zum Betze hin…!“ Bei allem Spott: Für die Versager auf dem Platz gab’s eine unverblümte Meinungsäußerung gratis, eine brutale Ohrfeige als Zugabe: „Außer Wiese könnt ihr alle geh’n…!“Gegen Ende dann ein Abschiedslied an die Adresse der begeisterten Gastgeber (höchster Bundesligasieg aller Zeiten!): „Auf Wiedersehen, die Zeit mit euch war wunderschön…!“ Kein Wunder also, dass außer dem eingewechselten Tchato und Wiese sich keiner der so blamabel verprügelten 1. FCK-Akteure nach dem Schlusspfiff in die Fankurve wagte! Der junge, bedauernswerte Lehmann irrte unsicher an der Mittellinie umher…! Nicht wissend, soll ich jetzt zu den Fans oder nicht…! Letztlich wandte er sich total deprimiert Richtung Kabinengang ab…!Erstaunlicherweise nahmen die leiderprobten Fans des 1. FCK dieses Desaster relativ gefasst auf. Zwar mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und Spott für die eigenen, lustlosen Akteure, dennoch äußerlich friedlich und ohne aufgebrachten Zornbekundungen. Wobei es bei jedem einzelnen innerlich unerbittlich brodelte und unbändig kochte – die grenzenlose Enttäuschung und Empörung über diese lustlose Söldnertruppe im ehrwürdigen Dress des 1. FC Kaiserslautern zerfraß förmlich die treuen Fanseelen…Dass den sieben „Fairplay“-Leuten nach so einer blamablen Offenbahrung trotzdem das Abendessen geschmeckt hat, spricht eindeutig für die Gerichte der Brauerei „Vulkan-Brauhaus“ bei Mendig…. Und bei der ungemein stimmungsvollen Rückfahrt wurden alle düsteren Gedanken beiseite geschoben - einmal mehr an diesem denkwürdigen Tag feierten wir uns selbst...