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Schritt für Schritt in eine bessere Zukunft

22. Juli 2020

Sind Fairplay-Mitglieder nach elf Corona bedingten Geisterspielen, dem unguten Gefühl ausgesperrt zu sein, dem verspäteten Saisonende, einem Antrag auf Insolvenz ihres Herzensvereins und der quälenden Ungewissheit, was der nächste Morgen, die nächsten Wochen und Monate fußballtechnisch wie auch pandemiemäßig bringen mögen, total außen vor? Müssen sie teilnahmslos zusehen, wie ihre urplötzlich auf null heruntergefahrene Passion dauerhaft Bestand haben soll?

Mitte des Jahres 2020 sah es großteils immer noch danach aus! Aber einige wenige Fairplay-Mitglieder nutzten nach Wochen des absoluten Lockdowns die sich dann wieder bietende Chance zu einer gemeinsamen Unternehmung. Und die hatte es wahrlich in sich! Sechs Fußballfreunde bewältigten den neu ausgeschilderten „Burg-Nanstein-Weg“ rund um Landstuhl! Infolge ihrer leicht abgeänderten Route marschierten sie am 20. Juli 2020 gut 17 Kilometer! Die Wanderung stand unter dem Motto „Schritt für Schritt in eine bessere Zukunft“! Eine bessere Zukunft für den FCK, aber auch in eine bessere Zukunft für die Menschheit im Allgemeinen! Die Aktion „Schritt für Schritt“ verfolgte auch den Wunsch, der weltweit ungebremst grassierenden Geisel COVID-19 endlich Herr zu werden. Aber auch die ungewisse Entwicklung des FCK stand ganz im Zeichen dieser strapaziösen Tour! Denn die Sorge um die Zukunft des pfälzischen Traditionsverein begleitete die Wanderer - just an dem Tag, als auf dem Lauterer Betzenberg die beiden potentiellen Investoren dem Gläubigerausschuss ihre Konzepte vorstellten. 

Nach dem Start nahe der Landstuhler Stadthalle führte der Weg die Gruppe bergan zum Krämerstein hoch über dem Fleischackerloch. Das ist ein 120 Meter langes, spektakuläres Felsenriff mit 12 Meter hohen Kluft reichen Sandsteinfelsen. Dieses beeindruckende Buntsandstein-Gebilde ist dem erdgeschichtlichen Zeitabschnitt der Germanischen Trias zuzuordnen. Die Triaszeit dauerte rund 50 Millionen Jahre; sie begann vor etwa 250 und endete vor 200 Millionen Jahren.

Nach einer kurzen Rast folgte der gemächliche Anstieg auf den Kirchberg zum Bismarckturm. Das am nördöstlichen Rand gelegene 19 Meter hohe Sandstein-Bauwerk wurde zu Ehren des ersten deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck (1815–1898) erbaut und vom Architekten Wilhelm Kreis (1873–1955) gestaltet. Der Montanindustrielle Carl Ferdinand von Stumm-Halberg (1836–1901) stiftete das 1900 eingeweihte Bauwerk. An diesem speziellen Ort begeisterten gleich zwei Höhepunkte die Teilnehmer: Zum einen der phantastische Ausblick nach dem Bewältigen der 84 Steinstufen auf die Sickingenstadt Landstuhl und weiter über die westpfälzische Moorniederung bis tief hinein ins Nordpfälzer Bergland. Und zum anderen eine deftige Brotzeit zur allgemeinen Stärkung. Welcher dieser beiden Genüsse die Wandersleute jetzt mehr verzückte, bleibt der Phantasie jedes einzelnen überlassen. Hund „Boomer“ hätte mit Sicherheit für die Brotzeit votiert, obwohl er auch den Turm bestieg.

Vollkommen klar blieb dagegen die weitere Streckenführung hin zur Marienkapelle auf der Atzel (Landstuhl-Süd). Auch hier öffnete sich ein einzigartiger Blick auf Landstuhl. Eingerahmt vom 370 Meter hohen Kirchberg und dem 330 Meter hohen Naturdenkmal Burgberg mit der wunderschönen Umgebung bis hin zum Potzberg als Blickfang am nördlichen Horizont. Während des zweiten Weltkriegs gelobten Landstuhler Bürger, aus Dankbarkeit eine Kapelle zu bauen, falls ihre Stadt von größeren Schäden verschont bleiben würde. Sie hielten ihr Versprechen ein und so kam es am 12. Oktober 1952 zur Grundsteinlegung für die Marienkapelle.

Erstmals führte die weitere Route entlang der Berliner Straße auf der Atzel nun aus dem schattigen Wald heraus entlang besiedeltem Gebiet. Doch nicht lange, dann folgte der Abstieg zur Ampel-Kreuzung der beiden Landstraßen 363 und 469 an der Einfahrt „Schafhof“. Oberhalb der Felsenmühle führte der Waldweg die Gruppe direkt zum Brunnen an der Bergsteige. Sehr zur Freude des tapfer mit marschierendem Hund „Boomer“. Nach dieser willkommenen Pause ging’s eine kurze Strecke auf einem angenehm zu laufenden, gelenkschonenden Waldpfad bis zur Bergstraße „Burgweg“ meist eben dahin. Dann wurde es wieder anstrengender. Am Schlosshotel vorbei bergauf zur mittelalterlichen Burgruine Nanstein - dem Namensgeber des Wanderweges. Ohne Stopp an dem imposanten Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert setzten die Fairplay-Wanderer zielstrebig ihren Marsch zum Aussichtspunkt Herrengärtchen fort. Auch hier beeindruckte der traumhafte Blick aufs Landstuhler Bruch mit der amerikanischen Airbase als Blickfang. Der Aussichtspunkt nahe des Stadtteils Melkerei wurde im 19. Jahrhundert angelegt als Landstuhl Kurstadt war. Später im Besitz eines Posthalters, Gutsbesitzers, Unternehmers und danach eines Industriellen fanden hier viele Jagden und Waldfeste mit privilegierten Gästen aus ganz Deutschland statt. So kam es, dass dieser Ort im Volksmund als Herrengärtchen bezeichnet wurde.

Nur noch ein kurzes Stück im Wald entlang des Stadtteils Melkerei vorbei an der Klima-Linde (früher Klima-Buche) - und schon stand der steile Abstieg herunter zum Heidenfelsen bevor! Nicht ganz dem ausgeschilderten Weg folgend. Denn ein kurzer „Schlenker“ nach rechts ermöglichte den ortsunkundigen der Wandergruppe einen besseren Blick auf die nahen, spektakulären Felsformationen. Nun war es nicht mehr weit bergab zu den überdachten Heidenfelsen. Dabei handelt es sich um ein römisches Quellheiligtum aus der Mitte des 3. Jahrhunderts. Die Heidenfelsen gehören zu den wenigen, am besten erhaltenen römischen Kulturdenkmälern in Deutschland, die sich noch an ihrem ursprünglichen Ort befinden. In keltischer Zeit war der in unmittelbarer Nähe entspringende Bach Gutenborn als Heilquelle bekannt und bis ins 4. Jahrhundert von der gallorömischen Bevölkerung als Heiligtum verehrt. Dem Wasser wurden Heilkräfte bei Augenkrankheiten zugeschrieben. Ob „Boomer“ deswegen so eifrig von dem erquickenden Nass „schlabberte“, verriet er nicht. 

Nach einer kurzen Verschnaufpause am nahen Weiher führte der Weg am Schulzentrum vorbei zu einer Sitzbank mit Tisch oberhalb des Schwimmbads. An der Kreuzung diverser Wege zum Friedhof, hoch zur Melkerei oder zur Burg. Die Fairplay-Gruppe folgte auch hier nicht der vorgegeben Route in die Stadt zum Ausgangspunkt des „Burg-Nanstein-Weges“. Vielmehr begaben sie sich im Gefühl, es bald geschafft zu haben, auf den gemächlichen viertelstündigen Anstieg hoch zur Burg. Diese Abweichung wurde extra „eingebaut“, um sich auf der Terrasse der Burgschänke mit Speis und Trank für die Strapazen der sechsstündigen Tour reichlich zu belohnen. Einschließlich des Rückweges zum Ausgangspunkt im Landstuhler Stadtzentrum und unter Berücksichtigung diverser Abweichungen von der vorgegebenen Wegstrecke bewältigte die Gruppe an diesem Tag mehr als 17 Kilometer. Bergauf und bergab, mit rund 220 Höhenmetern. Dass niemand mehr die Burgruine besichtigen wollte, lag einzig und allein an der Tatsache, dass das mittelalterliche Baudenkmal montags geschlossen ist, Burgvogt Wolfgang Steffen seinen freien Tag hat. Oder vielleicht doch an der mittlerweile nicht mehr ganz so fitten Verfassung der Fairplay-Wanderer...?

Die Wanderung unter dem Motto „Schritt für Schritt in eine bessere Zukunft“ bleibt auch ohne Rundgang durch das alte Gemäuer im Gedächtnis der Teilnehmer als großartiges Erlebnis, als eindrucksvolle Exkursion - einfach als ein Erfolg auf der ganzen Linie haften.

Möge dies ebenso für die Zukunft des FCK gelten. Und für die weltweite Eindämmung des Virus COVID-19. Darüber waren sich alle teilnehmenden Fairplay-Mitglieder beim Abschied einig. Um endlich mal wieder Veranstaltungen im großen Kreis durchführen oder Spiele im „Fritz-Walter-Stadion“ sehen zu können.

Mit diesem Wunsch und dem Fazit aller Beteiligter, dass es jedermann nur zu empfehlen ist diesen Weg zu gehen. Voraussetzung natürlich, körperliche Fitness und eine angemessene Kondition. Wobei man sich natürlich auch Teilstrecken aussuchen kann. Interessierte sollten vielleicht einen Fairplay-Tipp beachten: Nicht wie im Internet beschrieben von der Stadthalle Richtung Friedhof beginnen, sondern der Fairplay-Variation folgen. Also die Tour entgegengesetzt laufen. So ist der kraftraubende, langgezogene, steile Aufstieg auf einem schmalen Pfad vom Weiher unterhalb des Heidenfelsens hoch zur Melkerei zu umgehen.

Und den Fairplay-Mitgliedern folgen - einfach „Schritt für Schritt“ eine bessere Zukunft ansteuern - so verkehrt kann das auch nicht sein! Jedenfalls Motivation genug für jedermann, eine großartige Wanderung anzugehen!