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FCK-Trainingslager in Belek (Türkei)

13. Januar 2024

Wenn fast 30 Männer in gleichen Klamotten durch die Räume schlendern, wenn ihr Hotel in südlichen Gefilden Europas liegt, wenn auf dem nahen Sportplatz morgens und nachmittags fleißig geschuftet wird und wenn ihnen Dutzende, vorwiegend in den selben Farben gekleidete, fußballbegeisterte Menschen folgen - dann ist wieder Wintertrainingslager! So wie vom 3. bis zum 11. Januar 2024, als der FCK seine Zelte in Belek (Türkei) aufschlug. Genauer gesagt im „Sirene Belek Hotel“. Neben dem eigentlichen Ziel eines Winter-Trainingslagers, die Mannschaft fit und taktisch eingespielt auf die Rückrunde vorzubereiten, gibt es für die begleitenden Anhänger viele weitere Facetten zu erleben. Weshalb sich ein genauer Blick auf die Tage von Belek zweifelsfrei lohnt:

HOTEL

Im Mannschaftsquartier „Sirene Belek Hotel“ logierten neben dem Tross des FCK circa 50 Betze-Fans. Etwa die gleiche Anzahl hatte sich in umliegenden Häusern einquartiert.

KENNENLERNEN

Für die anwesenden Fußballfreunde stand natürlich ein Aspekt ganz besonders im Vordergrund: Das Kennenlernen der zahlreichen Winterneuzugänge. Nicht weniger als vier Spieler hatte Thomas Hengen bis zum Abflug nach Belek in der Winter-Transferperiode zum Betzenberg gelotst. Filip Stojilkovic (Leihe vom Bundesligisten SV Darmstadt 98), Dickson Abiama (von SpVgg Greuther Fürth), Frank Ronstadt (von Bundesligisten SV Darmstadt 98) und Ba-Muaka Chance Simakala (Leihe von Holstein Kiel). Auch der im November bereits verpflichtete Almamy Touré (vereinslos) gehörte mehr oder weniger dieser Gruppe an.

KONTAKTE

Einfach war’s nicht, anfangs sämtliche Neuzugänge im FCK-Kader kennenzulernen. Aber auch alle anderen FCK-Profis begegneten ihren mitgereisten Fans jederzeit freundlich, nett und ohne Allüren auf Augenhöhe. Der eine etwas zurückhaltender, der andere zugänglicher. Je nach Charakter.

TRAINER

Auch der neue Trainer Dimmi Grammozis wurde bei seiner Arbeit von den Fans akribisch beäugt. Erst seit dem 3. Dezember 2023 in Amt und Würden fiel auf, dass Dimmi entgegen den meisten anderen Trainern einen Großteil der Übungen selbst leitete. Sogar zum Hütchen tragen fand er sich nicht zu schade. Auffallend die Harmonie mit seinem Assistent Sven Piepenbrock.

TRAINING

Die Übungseinheiten fanden auf dem Platz des Nachbarhotels „Kempinski“ statt - knapp zehn Minuten Fußweg von der Unterkunft entfernt. Zweimal am Tag rief der Coach seine „Schäfchen“ auf den super gepflegten Rasen zur Arbeit. Am Morgen nach der späten Ankunft (nachts um 2.00 Uhr) gabs eine Laufeinheit. Ein paar mal "durften" sich die Profis auch im Kraftraum schinden - ohne Fanbeteiligung natürlich. Besonders interessant für die Kiebitze verlief eine Trainingseinheit, in deren Verlauf von Zweier-Teams einen Parcour mit unterschiedlichsten Stationen bewältigt werden mussten. Die Frage nach den Siegermannschaften beantwortete Fitness Trainer Oli Schäfer ausweichend: "Das ist mir egal, wer da gewonnen hat oder nicht. Die Hauptsache für mich ist, dass jeder seine Meter gemacht hat!"

ABBRUCH

 

Zwei Spieler verließen vorzeitig das Trainingslager. Terrence Boyd bereits am zweiten Tag. Was sich schon am Vorabend andeutete. Er reiste frühmorgens nach Deutschland, um seinen von ihm angestrebten Wechsel zu forcieren. Was letztendlich nach einem tagelangen Tauziehen mit dem SV Ludwigshafen-Ost auch funktionierte. Anders sah es bei Pechvogel Philipp Hercher aus. Samstags gegen Genclerbirligi Ankara noch im Einsatz, zwang ihn eine erneut aufgebrochene Hüftverletzung zur Abreise.

 

 

TESTSPIELE

Zwei Testspiele bestritt das Team von Dimmi Grammozis im Rahmen dieses Trainingslagers. Am 6. Januar 2024 gegen den türkischen Zweitligisten Gençlerbirliği Ankara (4:1) im „Calista Futboll Center“. Am Tag vor der Abreise unterlag der FCK dem ambitionierten deutschen Drittligisten Dynamo Dresden 0:3 im „Titanic Deluxe Sportcenter“. Zu beiden Spielen organisierte Andrea Wind 15-Sitzer Shuttlebusse, so dass die 10-minütige An- und Abreise für die meisten im Mannschaftshotel wohnenden FCK-Anhänger bequem und ohne Mühe von statten ging. Die beiden Rollstuhlfahrer besuchten nur die erste Begegnung. Sie arrangierten den Transport dorthin in Eigeninitiative per Taxi. Ein Rolli befand sich beim Spiel gegen Dresden bereits auf dem Heimflug, der zweite verzichtete vernünftigerweise infolge Dauerregens bei ungemütlichen 10 Grad.

VERSÄUMNIS

Eine offensichtliche Nebensächlichkeit, von den meisten Fans gar nicht wahrgenommen, beobachteten die zwei Fairplay-Reisenden vor beiden Begegnungen mit Missmut. Und zwar die bedauerliche Tatsache, dass nach der Seitenwahl die jeweiligen Gegner einen Wimpel an den FCK-Kapitän überreichten, der Lauterer Spielführer jedoch ohne so ein Fähnchen dastand. Sicherlich kann man diesen Wimpeltausch vor dem Anpfiff als überflüssige Nostalgie abtun. An diesem schönen Brauch festzuhalten, sollte allerdings auch im heutigen Fußballgeschäft machbar sein! Erst recht bei einem so traditionsreichen Verein wie dem FCK.

FANNACHMITTAG

Beste Gelegenheit zum näheren Kennenlernen und Beschnuppern bot der Fannachmittag in der weitläufigen Gartenanlage des „Sirene Belek Hotels“. In einem einladenden Ambiente mit rot und schwarz umhüllten Stehtischen, gemischtem Knapperzeug sowie einem breiten Getränkeangebot. Ein buntes Gewusel aus Profis, Fans und Trainerteam nutzte die Gelegenheit zum Diskutieren und Gedankenaustausch. Wie viele Fotos und Selfies dabei „geschossen“ wurden ist nicht dokumentiert. Natürlich durfte das obligatorische Gruppenbild nicht fehlen. Ein weiteres Foto mit Mannschaft und Fans wurde Tage später auf dem Trainingsplatz aufgenommen.

SPEZIELLES

Wann gibt es schon mal außerhalb eines Trainingslagers die Möglichkeit, gemeinschaftlich mit dem erfahrenen Keeper Andreas Luthe eine längere Strecke zu gehen? Beispielsweise 10 Minuten lang vom "Sirene Belek Hotel" zum einen knappen Kilometer entfernten Trainingsplatz. Oder mit dem äußert sympathischen Torhüter am Abend in der Hotelbar zusammenzusitzen? Es ist auch nicht üblich, nach dem Training in Begleitung des Trainers Dimmi Grammozis zum Hotel zurückzulaufen. Dabei im Gespräch alte Zeiten aufleben zu lassen. Auch eine außergewöhnliche Frage von Vereinschef Thomas Hengen ist in der Form eben nur im Rahmen eines Trainingslagers möglich: „Wollt ihr mitfahren“? Sein Angebot, als Passagier auf seinem Golf-Buggy aufzusitzen und ihn zusammen mit Enis Hajri (technischer FCk-Direktor Sport) zum Hotel zu begleiten, nahmen die zwei angesprochenen Fairplay-Mitglieder selbstverständlich gerne an! Allein das erstaunte Gesicht von Fitnesstrainer Oliver Schäfer unterwegs beim Vorbeifahren bleibt unvergessen.

BESONDERHEITEN

Die Mitglieder der Fairplay-WhatsApp-Gruppe wurden mit Video-Botschaften von FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen, den Stürmern Ragnar Ache und Richmond Tachie sowie den Torhütern Julian Krahl und Andreas Luthe überrascht. Ebenso unerwartet wie erfreulich kam die Geste eines FCK-Anhängers aus dem Norden der Republik. Er spendete spontan 100,00 Euro fürs "Rollstuhl-Sonderkonto". Vielen herzlichen DANK dafür!

DANKE

Noch ein weiteres ganz großes DANKESCHÖN: Gar nicht genug Worte der Verbundenheit sind für den Mannschaftsarzt Dr. Nils Veith zu finden. Nach dem Sturz eines Fans auf dem Weg zum Trainingsplatz rief ihn der unmittelbar anwesende Teammanager Flo Dick sofort an. Der Doc eilte gleich mit seinem Golf-Buggy herbei und nähte nach kurzer Fahrt am Trainingsplatz die stark blutende Wunde. Was zur Folge hatte, dass in den Folgetagen ein Großteil der FCK-Profis und ihr Betreuerteam sich immer wieder nach dem Befinden der Verletzten erkundigten. Sie passierten alle unmittelbar nach dem Malheur die Unfallstelle und bekamen das Missgeschick hautnah mit. Eine angenehme Geste und Beweis für den Zusammenhalt unter FCK'lern. Wie auch das fürsorgliche Kümmern zweier FCK-Fans. Danke dafür!

AUSFLUG

Die gleiche Prozedur wie zu den Freundschaftsspielen brachte eine 30-köpfige Gruppe am Nachmittag des 8. Januar 2024 nach Antalya. Unter anderem mit einem Neunsitzer „Partybus“. Die Besonderheit: Drei Sektflaschen im Einstieg, gekühlten Getränken und einem über die gesamte Breite des Fahrzeugs reichenden Bildschirm. Der "Wetter-Allah" hatte ein Einsehen mit den deutschen Fußballfreunden und verzichtete auf die angekündigten starken Regengüsse. So konnte sich jeder nach eigenem Ermessen für ein paar Stunden in der Hafenstadt an der türkischen Südküste umsehen.

ANTALYA

Antalya - das Tor zum Mittelmeer - ist die am schnellsten wachsende Stadt der Türkei. Die Metropole bietet dem Besucher eine fabelhafte Mischung aus herrlichen Stränden und traditioneller türkischer Kultur. Die pfälzischen Fußballgäste hielten sich nach dem Aussteigen am „Mark Antalya“ vorwiegend in der Einkaufsstraße „Kazım Özalp Cd.“ und um den Yachthafen „Kaleiçi“ auf. Als sehr angenehm empfanden es einige Gruppenmitglieder, dass in diesen Januartagen der allgemein übliche Tourismustrubel brach lag. Mit weitgehend noch im Ruhemodus befindlichen Händlern. Was ein erfreulich unbelästigtes Schlendern durch den Basar ermöglichte. Viele spezielle orientalisch farbenfrohe Eindrücke ließen sich so unbedrängt aufsaugen. Auch der Kontrast zwischen Tradition und Moderne tritt im Alltagsleben dieser Länder immer wieder extrem auffällig zu Tage. So saß eine tief verschleierte junge Frau in der Fußgängerzone Antalyas und stillte in aller Öffentlichkeit ihr Baby...!

KADRIYE

Am Vormittag des 7. Januar 2024, als die Profis im Kraftraum mächtig schwitzten, nahmen die beiden Fairplay-Mitglieder vor Ort ein Taxi und ließen sich ins sieben Kilometer entfernt Kadriye chauffieren. Die Gemeinde im Bezirk Serik (Provinz Antalya, Türkei) hat rund 9.700 Einwohner. Am für örtliche Verhältnisse sehr frühen Morgen (zwischen 10.00 und 13.00 Uhr) herrschte in den Straßen rund um den „Kadriye-City-Center-Platz“, dem „Kadriye Youth and Culture Park“ und die „Kadri Mosque“ noch sehr viel Ruhe. Eine Teepause auf der Terrasse des Restaurants „Sefin Yeri“ unterbrach den dreistündigen Bummel durch den anmutigen Ort.

WETTER

Meteorologisch boten die Tage in Belek so ziemlich alles, was der Wettergott zu bieten hat: Sonne, Wärme, Dauerregen, ein kurzes Gewitter und eine unangenehme feuchte Kühle beim Testspiel gegen Dresden. Die Wetterkapriolen hatten den Nebeneffekt, das faszinierende Schauspiel eines aufgewühlten Mittelmeeres im Gegensatz zum ruhig an den Strand plätschernden Wellenspiel als beeindruckenden Kontrast zu erleben. Dazu schuf ein ständig wechselndes Wolkenspiel immer wieder einzigartige Formationen, die am Abend von glühenden Sonnenuntergängen angeleuchtet wurden.

ANREISE & ABREISE

In weiserVoraussicht entschieden sich die beiden Fairplay-Teilnehmer für eine Autofahrt statt der möglichen Zuganreise zum Stuttgarter Flughafen. Die Richtigkeit dieser Entscheidung zeigte sich dann auch nach der Rückkehr aus Belek prompt: Die Lockführer streikten, wie vorausgesehen, so dass für die beiden eine ungehinderte Heimfahrt nichts im Wege stand. Sollte man meinen! Doch ihr Auto sprang nicht an! Laut telefonischer Auskunft könne esätzende vier Stunden (!) dauern, bis der ADAC-Pannendienst kommt! Glücklicherweise traf der "gelbe Engel" bei den "Roten Teufeln" bereits nach etwas mehr als 60 Minuten ein und konnte die Blockade der Kupplung schnell lösen. Somit Ende gut - alles gut!

FAZIT

Bis zum Spiel gegen Dynamo Dresden herrschte bei den zwei Fairplay-Mitgliedern ein gutes Gefühl vor. Die Mannschaft präsentierte sich engagiert und willig. Die Integration der Neuen schien zu funktionieren. Trainer Dimmi Grammozis vermittelte dem Team anschaulich die Viererkette, sprach viel, lobte - und "schiss" bei Bedarf auch mal einen zusammen (eher selten). So weit, so gut. Wie erwähnt, Fan-Eindrücke bis zum letzten Testspiel. Wenn auch Trainer Grammozis der 0:3 Pleite gegen Dynamo Dresden keine allzu große Bedeutung beimaß. Vielmehr das Ergebnis auf die sehr hohe Intensität der Übungseinheiten zurückführte. Dieser erschreckende Auftritt gab der Fan Seele dann doch zu denken. Viel zu ruhig gings auf dem Platz zu (außer Torhüter Krahl). Was offensichtlich fehlte war ein Leader. Jemand, der die Mannschaft führte, aufrüttelte wenn's nicht lief. Voran ging. Ob der vom Erstligisten FC Baník Ostrava ausgeliehene 23-Jährigen tschechische Juniorennationalspieler Filip Kaloč diese Lücke schließen konnte, musste die Zukunft zeigen. Auch, wie der Wert des Trainingslagers abschließend einzuordnen war.